Miguel im Reich der Toten

Der zwölfjährige Miguel träumt davon ein grosser Musiker zu werden, wie sein seit längerem verstorbenes Idol Ernesto de la Cruz. Doch seiner Familie missfällt alles was mit Musik und Instrumenten zu tun hat, aufgrund von schlechten Erfahrungen ihrer Vorfahren. Im Eifer um sein Talent zu beweisen, gelangt Miguel durch mysteriöse Umstände ins farbenfrohe Reich der Toten. Dort trifft er auf die Seelen seiner verstorbenen Verwandten und auf das betrügerische Skelett Hector. Gemeinsam begeben sie sich auf eine aussergewöhnliche Reise auf der Suche nach Ernesto de la Cruz und um die wahre Geschichte der Familie zu enthüllen. Ein berührendes Erlebnis über die Kultur, Familie, Leben und Tod.

Mexikanische Tradition am Tag der Toten

Film Coco - lebendiger als das Leben

Der Film Coco thematisiert die Vorliebe der Mexikaner für Musik und den Tag der Toten, dem dia de muertos, einem wichtigen mexikanischen Feiertag. In der Nacht des 1. auf den 2. November kehren die Toten ins Leben zurück. In ganz Mexiko begeben sich Familien auf die Friedhöfe um ihre Toten zu Ehren. Das Totenfest wird überraschend fröhlich angegangen. Das Verhältnis einer Kultur zum Tod, sagt viel aus über deren Einstellung zum Leben. Die intensive Auseinandersetzung mit dem Sterben und dem Leben nach dem Tod hat in Mexiko eine lange Tradition. Schon die Hochkulturen der Mayas und Azteken glaubten der Tod sei der Anfang eines neuen Lebens, der Übergang in eine Parallelwelt.

Coco und die Abneigung gegen die Musik

Genau in dieser Welt der Toten findet sich die Hauptfigur Miguel wieder. Interessanterweise wurde der Film nicht nach ihm benannt, sondern seine Urgrossmutter Coco ist die Namensgeberin. Cocos Vater hat seine Tochter und Familie in deren Kindheit verlassen und kam nie wieder. Ihm war die Musik wichtiger als seine Familie. Seither verabscheut die Familie Rivera alles was mit Musik zu tun hat. Die Filmgeschichte erzählt wie Miguel den eigenen Traum einer Musikkarriere angeht und seine Abenteuer im Reich der Toten, wo er durch mysteriöse Umstände gelandet ist.

Allerheiligen und Allerseelen in Mexiko
Der Tag der Toten ist ein wichtiges Fest in Mexiko.

Erfolgsgarant Pixar

Der Film ist eine Co-Produktion der beiden Cartoon-Giganten Walt Disney und Pixar. Das bekannte Animationsstudio hat bereits so erfolgreiche Trickfilme wie Toy Story, die Monster AG, Findet Nemo und Cars erschaffen. Nicht minder erfolgreich soll nun der neuste Film Coco werden. Die bisherigen Besucherzahlen bestätigen die Prognose, der Film erweist sich als äusserst populär. Die englischsprachige Webseite Rotten Tomatoes (www.rottentomatoes.com), eine der führenden Seiten für Rezensionen von Filmen, hat Coco sehr gute Noten verliehen, mit einem Top-Wert von derzeit 96% auf dem so genannten Tomatometer.

Miguels mexikanische Familie
Miguel und seine verstorbene Familie im Reich der Toten. (Fotoquelle: Disney & Pixar)

Amerikanischer Film über Mexiko

Trotz der aktuell eisigen Beziehung zwischen den USA und Mexiko, präsentiert ein amerikanisches Filmstudio einen Film mit mexikanischen Traditionen und einem mexikanischen Protagonisten. In Zeiten von Androhungen von Mauerbauten durch die US-Regierung unter Donald Trump, ist dies ein klares Zeichen der Solidarität und eine Wertschätzung von Mexiko als Nachbarland.

Filmstart

„Coco – lebendiger als das Leben“, feierte seine Premiere beim International Film Festival in Morelia, der Hauptstadt des Bundesstaates Michoacán in Zentralmexiko. Landesweit kam er Ende Oktober in die Kinos, am Wochenende vor dem Tag der Toten. Im deutschsprachigen Raum war der Filmstart Ende November 2017.

Miguel und die Mariachi Musiker
Miguel trifft auf seine Vorbilder, die Mariachi-Musiker. (Fotoquelle: Disney & Pixar)

Planet Mexiko Filmrezension

Erstaunt waren wir über die Altersbeschränkung, respektive über deren Inexistenz. Der Film ist in Deutschland für alle freigegeben, der Tod kennt scheinbar kein Alter. Anders sieht es z.B. in der Schweiz aus, wo der Zutritt ab 4 Jahren ist. Der Plot tatsächlich nicht ganz einfach, nimmt überraschende Wendungen, mit den gleichzeitig auftauchenden unterschiedlichen Generationen von lebenden und verstorbenen Familienmitglieder der Riviera Familie bis zur Ururgrossmutter Coco. Es darf stark angezweifelt werden, ob das ein 4-jähriges Kind auch nur einigermassen versteht und den Film unbeschwert geniessen kann. Die Dramaturgie ist teilweise doch recht intensiv, wie auch das eigentliche Thema über Leben und Tod, so dass wir das empfehlenswerte Mindestalter eher auf 6 Jahre setzen würden!

Aus der Familie Pixar

Die von Pixar erschaffene Welt ist fantasievoll, farbenfroh und überraschend, ein technisch perfekter Animationsfilm. Wir lieben die Filmfiguren. Den Hauptprotagonisten Miguel muss man einfach mögen, der streunende Hund Dante ist urkomisch, die ganze Rivera Familie ist liebenswürdig gezeichnet, das tapsige Skelett Hector wird mit Ablauf der Geschichte mit jeder Minute sympathischer und der aufgeblasene Musiker Ernesto de la Cruz wirkt so arrogant, dass man schlussendlich froh ist, dass die Geschichte eine Wendung nimmt. Mehr sei hier nicht verraten. Dazu bekamen historische Persönlichkeiten eine Filmrolle, wie die mexikanische Künstlerin Frida Kahlo.

Die Macher spielen geschickt mit der mexikanischen Folklore, Traditionen und eben dem Tag der Toten – der Tod scheint lebendig zu werden. Dabei haben das mexikanische Kinopublikum und Mexiko-Kenner wohl doppelt so viel Spass. Für neutrale Trickfilm-Fans bleiben etliche Pointen unverstanden, was sich im Ambiente des Kinosaals widerspiegelt, die Lacher fallen nicht überall gleich intensiv aus. Spannend fanden wir die Einbindung von spanischen und typisch mexikanischen Wörtern, wie amigo (Freund), abuela (Grossmutter) oder Alebrijes, die bunten tierähnliche Fantasiefiguren.

Das grosse Filmfinale ist ungemein emotional, so manch einer wird seine Tränen nicht zurückhalten können. Der Film ist ein realitätsnahes Meisterwerk von Pixar, macht ungemein viel Spass und rückt Mexiko in den Mittelpunkt aufgrund seiner geliebten Traditionen und herzlichem Familienleben! Das visuell vielseitige Erlebnis, gepaart mit einer spannenden Erzählung, machen den Film zu einem berührenden Kinoerlebnis für die ganze Familie.

Filmfakten

  • Oritinaltitel: Coco
  • Dauer: 1 h 45
  • Studio: Disney & Pixar
  • Genre: Animation, Kinderfilm
  • Herkunft: USA
  • Erscheinungsjahr: November 2017

Der Disney Film Coco ist als DVD bei Amazon erhältlich

Disney & Pixar

Auf der Webseite von Pixar (www.pixar.com) findet man auf Englisch viele tolle Infos zum Film und der Entstehung des Designs für den Film Coco. Die Webseite von Disney (www.disney.de) ist viel bescheidener und bietet praktisch keine weiterführende Information, dafür den offiziellen Trailer.


Offizieller Trailer


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