Religion in Mexiko – mehr als nur Glaube
Mexiko ist ein sehr religiös geprägtes Land. Religion und Glaube spielen eine zentrale Rolle im Leben der Mexikaner. Die Mehrheit der Bevölkerung bekennt sich zum katholischen Glauben, welcher seit der spanischen Kolonialzeit tief in der Geschichte und Kultur des Landes verwurzelt ist. Viele Traditionen, Bräuche, Feste und Feiertage verbinden katholische Lehren mit indigenen Elementen. Religion ist in Mexiko mehr als nur Glaube.
Sind Mexikaner religiös?
Von Schreinen am Straßenrand und spektakulären Kathedralen bis hin zu den traditionellen katholischen Prozessionen in der Karwoche und der Feier des Tages der Toten – die Religion durchdringt den Alltag Mexikos. Viele Menschen tragen Kreuze um den Hals oder es baumelt eines am Rückspiegel des Autos. Die Mexikaner bekreuzigen sich beim Passieren einer Kirche oder eines religiösen Symbols. Doch wie viele Menschen in Mexiko sind tatsächlich religiös?
Die Antwort liefert eine Umfrage und Volkszählung, die letztmals 2020 vom Nationalen Institut für Statistik und Geografie (INEGI) durchgeführt wurde. Die Zahlen und Prozentsätze bieten faszinierende Einblicke in die Entwicklung des Glaubens und ergeben einen aktuellen Überblick über die in Mexiko praktizierten Religionen.
- Römisch-katholisch (ca. 77–80 %)
- Protestantische und evangelikale Kirchen (ca. 11–13 %)
- Keine Religion / Atheisten / Agnostiker (ca. 5–8 %)
- Andere Religionen (ca. 1–2 %)
Tatsächlich ist Mexiko ein sehr religiöses Land. Gegen 90 % der mexikanischen Bevölkerung haben eine christliche Konfession, mit römisch-katholisch als dominante Glaubensrichtung. Ein verschwindend kleiner Teil der Mexikaner gehört den anderen Weltreligionen an: Islam, Hinduismus, Buddhismus und Judentum. Im Jahr 2020 gaben nur 5–8 % der Bevölkerung an, überhaupt keine Religion zu haben.

Überblick über die Religionen in Mexiko
Katholischer Glaube
Die überwältigende Mehrheit der Mexikaner bekennt sich zum Katholizismus. Aber die historischen Daten des INEGI zeigen, dass seine Dominanz im letzten Jahrhundert stetig zurückgegangen ist. Von 99 % im Jahr 1910 sank der Anteil der Katholiken auf 77–80%. Wir gehen später detailliert auf Mexikos wichtigste Religion ein.
Protestantische und evangelikale Kirchen
Protestantisch ist ein Sammelbegriff für viele christliche Kirchen, die nicht katholisch sind. Sie entstanden aus der Reformation in Europa im 16. Jahrhundert, unter anderem initiiert durch den deutschen Mönch und Theologen Martin Luther. In Mexiko waren vor allem Missionare aus den USA aktiv.
In den letzten Jahrzehnten haben evangelikale Bewegungen und protestantische Kirchen (z. B. Lutheraner, Baptisten, Adventisten und andere Pfingstkirchen) an Bedeutung gewonnen. Besonders stark sind sie in südlichen Bundesstaaten wie Chiapas oder Oaxaca vertreten oder in den urbanen Gebieten der Gliedstaaten an der Grenze zu den USA.
Keine Religion / Atheisten / Agnostiker
Eine wachsende Zahl von Menschen bezeichnet sich als nicht-religiös oder distanziert sich von traditionellen Glaubensrichtungen. Vor allem in städtischen Regionen und unter jüngeren Menschen nimmt dieser Trend zu. Während Atheisten an keinen Gott glauben, sagen Agnostiker, dass man nicht mit Sicherheit wissen kann, ob es einen Gott oder eine höhere Macht gibt – weder das Dasein noch das Nicht-Dasein lässt sich ihrer Meinung nach beweisen.

Weitere Religionsgemeinschaften
Nur etwa 1–2 % der Mexikaner gehören einer Nicht-christlichen Religion an. Darunter sind die großen Weltreligionen, aber auch indigene Religionen und die oftmals als Sekte bezeichnete Glaubensgemeinschaft Luz del Mundo.
- Islam: Die meisten Muslime in Mexiko sind Sunni und kommen entweder aus dem Ausland oder sind Mexikaner, die sich zum Islam bekehrt haben. Die größte muslimische Gemeinschaft befindet sich in Mexiko-Stadt, wo auch eine Moschee und mehrere islamische Kulturzentren existieren.
- Buddhismus: Die Mehrheit der buddhistischen Gemeinschaft in Mexiko besteht aus Einwanderern aus Asien (insbesondere aus Japan, China und Vietnam), sowie Mexikanern, die sich aus spirituellen oder philosophischen Gründen dem Buddhismus zugewandt haben.
- Hinduismus: Hat durch die Zuwanderung von indischen Migranten und das wachsende Interesse an spirituellen Praktiken wie Yoga, Meditation und Ayurveda an Bekanntheit gewonnen.
- Judentum: Vor allem in Mexiko-Stadt und einigen anderen großen Metropolen gibt es kleine jüdische Gemeinden. Mexikos erste Präsidentin Claudia Sheinbaum hat durch ihre Eltern jüdische Wurzeln, obwohl sie angibt, sie praktiziere keine Religion.
- Indigene Religionen: Die indigenen Religionen in Mexiko sind vielfältige, naturverbundene Glaubenssysteme, die vor der spanischen Kolonisation praktiziert wurden und in vielen Gebieten weiterhin eine wichtige Rolle spielen. Sie basieren auf der Verehrung von Naturgöttern, Ahnen und spirituellen Wesen, wobei Rituale wie Opfergaben, Gesang und Tanz häufig sind. Sie betonen die Harmonie mit der Natur und das Gleichgewicht mit den spirituellen Kräften.
- Luz del Mundo: Ist eine religiöse Glaubensgemeinschaft mit Hauptsitz in Guadalajara. Es soll weltweit über 1 Million Gläubige geben, insbesondere in Mexiko, anderen lateinamerikanischen Länder und den USA. Kritiker, Medien und manche Religionsforscher bezeichnen Luz del Mundo als Sekte, besonders wegen der Führerverehrung und der abgeschotteten Strukturen.

Katholischer Glaube in Mexiko
Der katholische Glaube spielt in Mexiko eine zentrale Rolle und ist tief in der Kultur und Geschichte des Landes verwurzelt, ist also ein entscheidender Bestandteil der mexikanischen Identität. Zusammen mit Brasilien gehört Mexiko zu den Ländern mit den meisten praktizierenden Katholiken. Wir zeigen dir wie es zur Bekehrung kam und welche Aspekte den katholischen Glauben in Mexiko prägen.
Missionierung und Bekehrung zum Christentum
Die Eroberung Mexikos durch Hernán Cortés begann 1519, als er mit einer kleinen spanischen Truppe an der Ostküste Mexikos landete. Nur zwei Jahre später nahm Cortés mit seinen Verbündeten Tenochtitlán ein, die Hauptstadt des Aztekenreichs und leitete den Niedergang der indigenen Bevölkerung in Zentralmexiko ein. Es folgten viele weitere Feldzüge in alle Himmelsrichtungen, die Spanier wollten ihren Einfluss militärisch, politisch und religiös ausbreiten.
Viele Menschen wurden während der Kolonialzeit zum Katholizismus gezwungen. Die Kolonialherren sahen es als ihre Pflicht an, die »Heiden« zu bekehren – oft mit Zwang, Druck oder Gewalt. Vor allem Franziskaner, Dominikaner und Jesuiten gründeten Kirchen, Klöster und Schulen, um die Ureinwohner zum christlichen Glauben zu bewegen. Dabei wurden viele indigene Tempel zerstört oder überbaut, und christliche Rituale ersetzten oder übernahmen Elemente der alten Religionen. Viele Menschen wurden ohne echte Zustimmung getauft. Wer sich weigerte wurde oft bestraft, ausgeschlossen oder unterdrückt. Gleichzeitig zerstörte man viele religiöse Symbole und Texte der Ureinwohner.
Allerdings nahmen die Indigenen nicht einfach alles an. In vielen Fällen vermischt sich der katholische Glaube mit alten indigenen Traditionen – ein sogenannter Synkretismus, der bis heute in Festen, Ritualen und der Volksreligion sichtbar ist.

Trennung von Kirche und Staat
Während der Kolonialzeit erlangte die katholische Kirche großen Einfluss auf politische und gesellschaftliche Angelegenheiten. Die Trennung von Kirche und Staat wurde 1917 während der mexikanischen Revolution in der Verfassung festgelegt. Die politischen Rechte der Kirche wurden dadurch stark eingeschränkt und die Kirche verlor viele ihrer privilegierten Positionen.
Heute ist Mexiko ein säkulares Land, welches die Trennung von Kirche und Staat offiziell wahrt. Dennoch bleibt die katholische Kirche tief in der kulturellen Identität Mexikos verankert. Trotz der rechtlichen Trennung hat die Kirche nach wie vor großen Einfluss auf das soziale und kulturelle Leben der mexikanischen Gesellschaft.

Mexiko das Land der Kirchen
Ein Kirchenbau ist ein sichtbares Symbol des Glaubens und dient als heiliger Ort für Gebet, Gottesdienst und Gemeinschaft. Er schafft einen Raum der Begegnung zwischen den Menschen und Gott, oft geprägt durch religiöse Kunst, Architektur und Rituale. Für viele mexikanische Gläubige ist die Kirche nicht nur ein Gebäude, sondern ein Zentrum spirituellen Lebens und kultureller Identität.
In mexikanischen Städten findet man oftmals mehrere Kirchen auf engem Raum, besonders in historischen Zentren, direkt am Hauptplatz. Auch in abgelegenen Dörfern steht gewöhnlich eine Kirche im Mittelpunkt.
Die Stadt mit der größten Dichte an Gotteshäusern ist sehr wahrscheinlich Puebla im mexikanischen Hochland. Hier sagt man sogar, es gebe so viele Kirchen, dass man an jedem Tag des Jahres eine andere besuchen kann. Im Großraum Mexiko-Stadt hat es schätzungsweise über 1000 Kirchen.

Beten und bekreuzigen
Das tägliche Beten ist bei vielen mexikanischen Familien üblich. Es wird nicht nur in Kirchen während der Messen und Gottesdienste praktiziert, sondern auch in privaten Momenten zu Hause, bei der Arbeit oder vor dem Schlafengehen. In vielen mexikanischen Haushalten ist es gang und gäbe, vor den Mahlzeiten oder bei wichtigen Ereignissen ein kurzes Gebet zu sprechen. Besonders bedeutend sind das Vaterunser, das Ave Maria oder ein Gebet zur Jungfrau von Guadalupe, die in der mexikanischen Volksfrömmigkeit eine besondere Rolle spielt.
Auch das Bekreuzigen ist in Mexiko eine weit verbreitete religiöse Praxis, sowohl im täglichen Leben als auch während Gottesdiensten. Es wird oft gemacht, um sich zu segnen, Gottes Schutz zu erbitten oder den eigenen Glauben zu bekennen. Das Bekreuzigen erfolgt häufig beim Eintritt in die Kirche, vor dem Gebet, vor dem Essen, aber auch vor einer wichtigen Prüfung oder einem entscheidenden Fußballspiel. Dabei wird die rechte Hand über die Stirn, Brust, und beide Schultern geführt wird. Diese Geste drückt den Glauben an die Heilige Dreifaltigkeit aus.

Gottesdienste und Sakramente
In vielen mexikanischen Gemeinden und Städten wird die Heilige Messe sonntags gefeiert. Der Gottesdienst beginnt mit Gesang und Gebeten, unter hingebungsvoller Mitwirkung der Kirchgänger. Besonders hervorzuheben sind die sinnlichen Elemente: der Duft von Weihrauch, die Kirchenmusik, und die lebendigen Prozessionen, die oft mit farbenfrohen Blumen und Kerzen begleitet werden. Der Gottesdienst endet durch das abschließende Segnen der Gläubigen.
Die Teilnahme an Gottesdiensten und der Empfang von Sakramenten sind wesentliche Elemente des katholischen Glaubens und oft mit aufwendigen Feiern verbunden.
- Taufe – Aufnahme in die katholische Gemeinschaft. In Mexiko findet die Taufe meist in den ersten 3-6 Monaten nach der Geburt eines Kindes statt.
- Kommunion – Empfang des Leibes und Blutes Christi in Form von Brot und Wein, in der Regel im Alter von 7 bis 9 Jahren.
- Firmung – Stärkung der Gläubigen durch den Empfang des Heiligen Geistes, man wird zum vollwertigen Mitglied der Kirche, meist im Jugendalter zwischen 12 und 16 Jahren.
- Heirat und Ehe –Das Heiraten in der Kirche ist ein bedeutendes religiöses Ritual, das den Bund zwischen zwei Menschen vor Gott besiegelt. Die Zeremonie wird von einem Priester geleitet und beinhaltet Gebete, das Austauschen der Ringe sowie das Versprechen, sich in guten und schlechten Zeiten zu lieben.
- Beichte und Versöhnung – Die Beichte ist ein wichtiges Sakrament der Versöhnung, bei dem Gläubige ihre Sünden vor einem Priester bekennen, um Vergebung zu erlangen.

Mexikaner und der Papst
Zusammen mit Brasilien gehört Mexiko zu den Ländern mit den meisten praktizierenden Katholiken. Entsprechend wichtig sind Besuche des geistlichen Oberhaupts der katholischen Kirche in den beiden lateinamerikanischen Ländern.
Der erste Besuch fand 1979 durch Papst Johannes Paul II. statt, der mit großer Begeisterung empfangen wurde und seither eine besondere Bindung zu Mexiko hatte. Auch Papst Benedikt XVI. (2012) und Papst Franziskus (2016) besuchten das Land, feierten Messen mit tausenden Gläubigen und sprachen wichtige Themen wie soziale Gerechtigkeit, Armut und Frieden an. Besonders bewegend war der Besuch der Basilika von Guadalupe, wo jeder Papst der Schutzpatronin Mexikos seine Ehre erwies.

Jungfrau von Guadalupe
Es ist nicht die reine vatikanische Glaubenslehre, die den mexikanischen Katholizismus prägt, sondern auch die glühende Verehrung der Virgen de Gudadalupe, der Schutzheiligen Mexikos. Die Jungfrau ist allgegenwärtig: Keine Wohnung, kein öffentliches Verkehrsmittel oder privates Auto, in dem nicht das Abbild der Jungfrau von Guadalupe hängt.
Jedes Jahr am 12. Dezember pilgern Hunderttausende zur Kultstätte Basilica de la Virgen de Guadalupe im Nordosten von Mexiko-Stadt. Viele rutschen den letzten Kilometer auf Knien zur Wallfahrtskirche und sprechen ihre Bitten und Dankesgebete zur mexikanischen Muttergottes.

Mexikos verehrte Wallfahrts- und Pilgerorte
- Basilika von Guadalupe (Mexiko-Stadt) – Der bedeutendste Wallfahrtsort Lateinamerikas, gewidmet der Jungfrau von Guadalupe.
- San Juan de los Lagos (Jalisco) – Zweitwichtigste Pilgerstätte Mexikos, wo die Jungfrau von San Juan verehrt wird.
- Chalma (Estado de México) – Ein Ort der Buße und Erneuerung, besonders während der Fastenzeit beliebt.
- Zapopan (Jalisco) – Heimat der Jungfrau von Zapopan, Schutzpatronin gegen Unwetter und Seuchen.
- Cristo Rey del Cubilete (Guanajuato) – Monumentaler Christus auf einem Berg oberhalb der Silberstadt Guanajuato.
- Nuestra Señora de Juquila (Oaxaca) – Ein vielbesuchter Wallfahrtsort im Süden, verehrt wird die kleine Statue der Jungfrau Maria.

Wichtigste Feste und Feiertage
Ostern (Semana Santa)
Die Karwoche ist eine der größten religiösen Feierlichkeiten in Mexiko, die den Tod und die Auferstehung Jesu Christi gedenken. Sie beginnt mit dem Palmsonntag, umfasst den Gründonnerstag, den Karfreitag und endet mit dem Ostersonntag. In vielen Städten gibt in der Osterzeit der Semana Santa Prozessionen, dramatische Darstellungen der Passion Christi und festliche Mahlzeiten.
Fronleichnam (Corpus Christi)
Fronleichnam ist ein katholischer Feiertag, der den Leib Christi in der Eucharistie feiert. Er wird am Donnerstag nach dem Dreifaltigkeitssonntag begangen und beinhaltet oft Prozessionen, bei denen das Allerheiligste durch die Straßen getragen wird.
Allerheiligen und Allerseelen (Dia de los Muertos)
Diese Feiertage sind eine Mischung aus katholischer Tradition und indigenen Bräuchen. Am 1. November wird Allerheiligen begangen, während der 2. November den Verstorbenen (Allerseelen) gewidmet ist, bekannt als Dia de los Muertos. Es ist eine Zeit, in der die Familien Altäre für ihre verstorbenen Angehörigen aufstellen und Kerzen, Blumen und Essen anbieten.
Jahrestag der Jungfrau (Dia de la Virgen de Guadalupe)
Am 12. Dezember feiert Mexiko einer der wichtigsten religiösen Feiertage: die Erscheinung der Jungfrau von Guadalupe im Jahr 1531. Es ist ein Nationalfeiertag, an dem Hundertausende von Gläubigen zur Basilika der Jungfrau in Mexiko-Stadt pilgern. Die Feierlichkeiten beinhalten Prozessionen, Gebete und Musik.
Weihnachten (Navidad)
In der Adventszeit sind Posadas eine wichtige mexikanische Tradition. Dabei ziehen Menschen in Prozessionen durch die Straßen, wobei sie Maria und Josef darstellen, die um Unterkunft bitten. Weihnachten wird in Mexiko mit großen Feierlichkeiten begangen, die am 24. Dezember mit der Nochebuena, einer festlichen Mahlzeit und Mitternachtsmesse beginnen. Am 25. Dezember folgt der eigentliche Weihnachtsfeiertag, der eher im Kreis der Familie verbracht wird.
