Geschichte der Ureinwohner Mexikos

Mexiko ist die Heimat zahlreicher indigener Völker, deren Wurzeln Tausende Jahre zurückreichen. Zu den Ureinwohnern Mexikos gehörten die Olmeken und die Maya. Im südlichen Mexiko im Tal von Oaxaca lebten die Zapoteken und Mixteken. Das letzte große Reich im mexikanischen Hochland bildeten die Azteken. Der Einfall der Spanier unter ihrem Kriegsherr Hernán Cortés besiegelte den Untergang der indigenen Völker und Hochkulturen Mexikos.

Verschiedene Hochkulturen lebten und prägten Mexiko über einen Zeitraum von etwa 3000 Jahren. Einige indigene Völker existierten gleichzeitig, trieben Handel miteinander und es fand ein reger kultureller Austausch statt. Andere Völker und Stämme bekriegten sich und durch Gebietseroberungen vermischten sie sich oder formten zusammen die nächste Generation von Volksgruppe. Die Zivilisationen waren sich in vielen Hinsichten ähnlich und beeinflussten sich gegenseitig auf den Gebieten der Landwirtschaft, Astrologie, Religion, Kunst, Architektur u.v.m.

Die Olmeken gelten als älteste Zivilisation Mesoamerikas und legten den Grundstein für viele kulturelle Elemente. Es folgten die Tolteken, Zapoteken, Mixteken und Maya, die beeindruckende Städte, Schrift- und Kalendersysteme entwickelten. Die Azteken errichteten schließlich ein mächtiges Reich mit der Hauptstadt Tenochtitlán, das 1521 von den Spaniern unter Hernán Cortés erobert wurde.

Jede dieser Kulturen hinterließ ihre eigenen Spuren: monumentale Tempelstädte im Dschungel, komplexe Schriftsysteme, mathematisches Wissen, tief verwurzelte Kosmologien und lebendige Traditionen, die in manchen Regionen bis heute weiterleben. Dabei ist Mexiko kein homogener Ort, sondern ein Mosaik aus Sprachen, Bräuchen und Weltbildern – ein Schmelztiegel indigener Identität, der auch in der Gegenwart fortbesteht.

Wer Mexiko wirklich verstehen will, muss seine Wurzeln kennen. Genau dort setzt unser Blog-Artikel an. Wir nehmen dich mit auf eine Reise durch die Zeit. Wir möchten dir die mexikanischen Völker, Zivilisationen und Hochkulturen vorstellen und näherbringen.

Maya Schrift, Hieroglyphen, Zahlen und Mathematik
Mexikos Hochkulturen wie die Maya hatten erstaunliche Kenntnisse über Astronomie, Mathematik und Architektur.

Die Anfänge der Kulturen in Mexiko

Lange bevor große Pyramiden errichtet oder Schriftsysteme entwickelt wurden, lebten bereits seit Jahrtausenden Menschen auf dem Gebiet des heutigen Mexiko. Die frühesten Spuren reichen bis etwa 10’000 v. Chr. zurück, als kleine Gruppen als Jäger und Sammler durch das Land zogen

Etwa ab 7000 v. Chr. begannen erste Gemeinschaften mit dem Anbau von Pflanzen wie Mais, Bohnen und Kürbis. Diese landwirtschaftliche Entwicklung führte dazu, dass sich erste Dörfer bildeten, vor allem in fruchtbaren Tälern und an Flüssen. Die ersten dauerhaften Siedlungen entstanden im Hochland von Mexiko insbesondere im heutigen Bundesstaat Puebla, im Tal von Oaxaca und an der Golfküste. Die Bewohner begannen, Töpferwaren, Werkzeuge und rituelle Objekte herzustellen und einfache Tempel oder Plätze für Zeremonien anzulegen.

Aus dieser Epoche sind nur wenige Namen von Orten oder Volksgruppen überliefert. Diese präklassische Periode legte jedoch die Grundlagen für spätere Hochkulturen wie die Olmeken, Zapoteken, Maya und Azteken.

Völker, Zivilisationen und Kulturen in Mexiko
Zeitachse der wichtigsten indigenen Völker und Hochkulturen in Mexiko.

Indigene Völker an der Ostküste und im Südosten

Olmeken (1200 v. Chr. bis 300 v. Chr.)

Die Olmeken gelten als eine der frühsten Hochkulturen Mexikos mit einem beachtlichen Einfluss auf ihre Nachbaren und Nachfahren. Sie werden deshalb auch als »Mutterkultur Mesoamerikas« bezeichnet. Das Volk lebte entlang der Küste am Golf von Mexiko, hauptsächlich in den heutigen Bundesstaaten Veracruz und in der Region von Tabasco. Ihre Blütezeit dauert ungefähr von 1200 bis 300 vor Christus.

Ihre Gesellschaft war hierarchisch strukturiert, mit einer Elite, die über die Arbeiterklasse herrschte. Sie entwickelten das mesoamerikanische Ballspiel, ein rituelles Mannschaftsspiel, das später von vielen Kulturen übernommen wurde. In jener Zeit wandte sie bereits einen selbst entwickelten Kalender und ihre eigene Schrift an. Die Olmeken hinterließen beeindruckende Kunstwerke aus Stein, Keramik, Holz und Jade. Ein bemerkenswertes Beispiel ist der Cascajal-Stein, eine Tafel mit 62 Zeichen, die als eines der ältesten bekannten Schriftsysteme Amerikas gilt.

Die Olmeken bleiben uns auch in besonderer Erinnerung, dank ihrer Fertigkeit als Meister in der Verarbeitung von Skulpturen. Die kolossalen Steinköpfe gehören zu den beeindruckendsten Hinterlassenschaften dieser frühen mesoamerikanischen Kultur. Sie stellen vermutlich Herrscher oder wichtige Persönlichkeiten dar. Die Skulpturen erreichen beeindruckende Größen von 1,5 bis 3,5 Metern und wiegen oft mehrere Tonnen.

Die Gesichter sind sehr detailliert gestaltet: breite Nasen, volle Lippen, markante Wangenknochen und tief liegende Augen verleihen den Köpfen einen einzigartigen Ausdruck. Viele tragen außerdem Helme oder Kopfbedeckungen, was vermutlich ihre Rolle als Krieger oder Herrscher symbolisiert. Jeder Kopf ist individuell, was darauf hinweist, dass die Olmeken gezielt bestimmte Personen darstellen wollten.

Besonders faszinierend ist, dass die Arbeiter den Basalt oft über lange Strecken transportierten, manchmal mehrere hundert Kilometer. Danach stellten sie die tonnenschweren Steine an zentralen Zeremonialplätzen wie San Lorenzo, Tres Zapotes oder La Venta auf.

Obwohl die Olmeken um 300 v. Chr. verschwanden, beeinflussten sie spätere Kulturen wie die Maya und Azteken nachhaltig. Ihre religiösen Symbole, Kunststile und das Ballspiel wurden von diesen Kulturen übernommen und weiterentwickelt.

Vermächtnis der Olmeken

Wenn du die Olmeken-Köpfe besichtigen möchtest, gibt es in Villahermosa, der Hauptstadt des Bundessstaates Tabasco, den empfehlenswerten archäologischen Park La Venta. Hier kannst du die beeindruckenden kolossalen Köpfe, thronähnliche Altäre und rituelle Stelen in ihrer ursprünglichen Umgebung bestaunen.

Kultur der Olmeken im südlichen Mexiko
Street Art: Typischer Kopf der Olmeken, einer der ersten Hochkulturen aus dem südlichen Mexiko.

Maya (1250 v. Chr. bis 1520 n. Chr.)

Die Maya waren eine der bedeutendsten Hochkulturen Mesoamerikas und lebten über Jahrtausende hinweg in den Regionen des heutigen Südost-Mexikos, Guatemala, Belize, Honduras und El Salvador. Ihre Geschichte lässt sich grob in drei Perioden unterteilen:

  • Präklassische Periode (ca. 1250 v. Chr. – 250 n. Chr.): Beginn der Landwirtschaft, erste Siedlungen und religiöse Zentren.
  • Klassische Periode (ca. 250 – 900 n. Chr.): Höhepunkt der Kultur mit monumentalen Städten, Hieroglyphenschrift und komplexen Kalendern.
  • Postklassische Periode (ca. 900 – 1520 n. Chr.): Zerfall vieler Städte, aber Aufstieg neuer Machtzentren wie Chichén Itzá und Mayapán.

Die Maya waren wahre Meister der Astronomie, Mathematik und Architektur. Sie entwickelten ein hochpräzises Kalendersystem, das auf einem 260-tägigen Ritualkalender basierte und für religiöse Zeremonien genutzt wurde. Ihre Hieroglyphenschrift gilt als eines der komplexesten Schriftsysteme der präkolumbianischen Welt und wurde auf Monumenten und Codices verewigt.

Architektonisch beeindruckten die Maya mit Pyramiden, Tempeln, Palästen und Ballspielplätzen, die oft um zentrale Plätze gruppiert waren. Städte wie Copal in Honduras, Tikal in Guatemala, sowie mexikanische Orte wie Palenque, Uxmal und Chichén Itzá zeugen noch heute von ihrer Baukunst.

Die Gesellschaft der Maya war hierarchisch strukturiert, mit einem Herrscher an der Spitze, der als göttlicher Vermittler galt. Die Religion spielte eine zentrale Rolle im Alltag, mit zahlreichen Göttern, Ritualen und Festen. Glaube, Politik und Wissenschaft waren eng miteinander verknüpft.

Ab dem 9. Jahrhundert kam es zu einem Zusammenbruch vieler Städte im Tiefland, möglicherweise bedingt durch Klimaveränderungen, Überbevölkerung und politische Instabilität. Dennoch überlebten einige Städte, und die Maya-Kultur setzte sich im Hochland fort. Die spanische Eroberung im 16. Jahrhundert führte schließlich zum Fall der letzten unabhängigen Maya-Stadt.

Heute leben noch immer über 6 Millionen Maya-Nachfahren hauptsächlich auf der Halbinsel Yucatán und in Chiapas, die ihre Sprache, Traditionen, Kultur und ihre Maya-Küche bewahren. Sie sind ein lebendiges Zeugnis der beständigen kulturellen Identität dieser faszinierenden Zivilisation.

Die schönsten Maya-Städte
Palenque in Chiapas Unesco Weltkulturerbe
Die Maya-Stadt Palenque liegt mitten im dichten Dschungel im Bundesstaat Chiapas.

Hochkulturen im Süden Mexikos

Zapoteken (600 v. Chr. bis 800 n. Chr.)

Die Zapoteken gehören zu den Ureinwohnern im südlichen Mexiko. Ihre Ursprünge reichen bis weit vor Christi Geburt zurück, als erste bäuerliche Gemeinschaften im fruchtbaren Tal von Oaxaca begannen, Mais, Bohnen und Kürbis anzubauen. Aus diesen frühen Dorfgemeinschaften entwickelte sich im Lauf der Jahrhunderte eine komplexe Gesellschaft mit eigenen religiösen Traditionen, Sprache und Schrift.

Um ca. 200 v. Chr. gründeten die Zapoteken ihre wichtigste Stadt Monte Albán, eine der ersten großen urbanen Zentren Mesoamerikas. Hoch oben auf einem Bergrücken gelegen, diente Monte Albán über 1000 Jahre lang als politisches, religiöses und kulturelles Zentrum. Die Zapoteken entwickelten dort eine eigene Hieroglyphenschrift, ein Zähl- und Kalendersystem sowie beeindruckende Tempel- und Palastbauten.

Zwischen dem 4. und 8. Jahrhundert n. Chr. erlebten die Zapoteken ihre Blütezeit, handelten mit anderen Völkern wie den Teotihuacanos und Maya und beeinflussten große Teile Süd-Mexikos. Nach dem Niedergang Monte Albáns verlagerten sich Machtzentren in kleinere Städte wie Mitla, das später vor allem für seine kunstvollen Steinmosaike bekannt wurde.

Obwohl sie nie ein Großreich wie die Azteken errichteten, bewahrten die Zapoteken über viele Jahrhunderte hinweg ihre kulturelle Eigenständigkeit, bis zur Ankunft der Spanier im 16. Jahrhundert. Heute leben noch immer Hunderttausende Zapoteken in Oaxaca und Umgebung. Ihre Sprache, Traditionen und Feste sind lebendig geblieben und machen die Region zu einem der kulturell reichsten Orte Mexikos.

Historische Stätten der Zapoteken
Palast von Yagul
Zapoteken-Palast der Kultstätte Yagul im Tal von Oaxaca.

Mixteken (800 n. Chr. bis 1500 n. Chr.)

Die Mixteken sind ein altes indigenes Volk aus dem Süden Mexikos. Ihr Siedlungsgebiet liegt in der gebirgigen Region der heutigen Bundesstaaten Oaxaca, Guerrero und Puebla. Archäologische Funde zeigen, dass die Mixteken diese Gegend schon seit mindestens 1500 v. Chr. bewohnten.

Im Gegensatz zu den Zapoteken, mit denen sie sich Kultur und Raum teilten, entwickelten die Mixteken keine große Hauptstadt wie Monte Albán. Stattdessen bestand ihre Welt aus vielen kleinen Stadtstaaten, die durch Allianzen, Heiraten und nicht selten durch Kriege, miteinander verbunden waren. Ab dem 10. Jahrhundert n. Chr. begannen sie, an Einfluss zu gewinnen, vor allem nachdem Monte Albán und das Volk der Zapoteken an Macht verlor.

Der Übergang erfolgte nicht unbedingt und ausschließlich durch Krieg oder Eroberung, sondern war ein langsamer, vielschichtiger Prozess. In vielen Regionen lebten Zapoteken und Mixteken nebeneinander, handelten miteinander und vermischten sich auch durch Heiraten. Die Mixteken übernahmen einige Elemente der zapotekischen Kultur, entwickelten aber zugleich ihre eigene Sprache, Kunst und Schrift weiter.

Im späten Postklassikum (ca. 1200–1500 n. Chr.) kontrollierten die Mixteken weite Teile Oaxacas und übernahmen die Tempelstadt Monte Albán. Sie lieferten sich auch Auseinandersetzungen mit den Azteken aus dem Hochland Mexikos, bevor sie schließlich im 16. Jahrhundert von den Spaniern unterworfen wurden.

Doch ihr Erbe lebt weiter: Noch heute gibt es über 500’000 Menschen, die Mixtekisch sprechen, eine Sprache mit vielen regionalen Varianten. In abgelegenen Dörfern, besonders in der Mixteca Alta, werden bis heute alte Bräuche, Webkunst, Feste und Rituale gepflegt, ein lebendiges Erbe, das tief in der Geschichte Mexikos verwurzelt ist.

Vermächtnis der Mixteken
Volk der Zapoteken und Mixteken
Die indigenen Völker der Zapoteken und Mixteken beherrschten mit ihrer Hauptstadt Monte Albán die Region von Oaxaca.

Zivilisationen im Hochland Mexikos

Teotihuacán (150 v. Chr. bis 750 n. Chr.)

Das Volk von Teotihuacán war keine einheitliche Ethnie, sondern ein Zusammenschluss verschiedener indigener Gruppen, die im Hochland von Mexiko nach neuen Lebensräumen suchten. Man vermutet, dass sie aus verschiedenen Hochkulturen bestanden – darunter Totonaken, Otomí, Nahua und andere Völker aus Zentralmexiko.

Etwa 50 Kilometer nordöstlich von Mexiko-Stadt etablierten die Zuwanderer ihre Hauptstadt, eine der größten und beeindruckendsten Städte des alten Mesoamerikas. Damit entstand die Basis für eine neue, gemeinsame Kultur, mit eigener Religion, Kunst, Architektur und politischer Ordnung.

Teotihuacán erlebte seine Blütezeit zwischen 100 und 600 n. Chr. Damals lebten dort schätzungsweise 100’000 bis 200’000 Menschen, eine gigantische Zahl für die damalige Zeit. Die Stadt war sorgfältig geplant: breite Straßen, große Wohnviertel, Märkte, Werkstätten und vor allem die berühmte Pyramide der Sonne und Pyramide des Mondes prägten das Stadtbild. Entlang der sogenannten »Straße der Toten« erstreckte sich ein beeindruckendes urbanes Zentrum.

Das Volk von Teotihuacán war hoch organisiert. Es verfügte über ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem, betrieb Handel mit Regionen bis nach Guatemala und entwickelte eine eigene Kunst- und Architektursprache. Auffällig ist, dass die Menschen von Teotihuacán offenbar ohne ausgeprägte Einzelherrscher auskamen – anders als viele spätere Kulturen, bei denen Könige und Krieger im Mittelpunkt standen. Stattdessen scheinen religiöse Institutionen und Priestereliten die Stadt regiert zu haben.

Die Kultur war stark religiös geprägt. Götter wie der Regengott Tlaloc und die Gefiederte Schlange Quetzalcóatl spielten zentrale Rollen. Viele Tempel und Wandmalereien zeugen von einem tiefen Glauben an kosmische Ordnung, Rituale und auch an Menschenopfer.

Etwa ab 650 n. Chr. begann der Niedergang. Die Gründe sind bis heute nicht ganz klar: Es könnten innere Aufstände, Dürren oder wirtschaftlicher Druck gewesen sein. Die Stadt wurde zum Großteil verlassen, doch ihr Einfluss blieb erhalten.

Die Azteken entdeckten Teotihuacán viele Jahrhunderte nach seinem Untergang und sie waren tief beeindruckt von der Größe, Architektur und religiösen Bedeutung der verlassenen Stadt. Die Azteken restaurierten oder besiedelten Teotihuacán nicht neu, aber sie pflegten das Andenken und machten die Ruinen zu einem wichtigen Teil ihrer religiösen und kulturellen Identität.

Hauptstadt im Hochland Mexikos
Mondpyramide von Teotihuacán
Die mächtige Mondpyramide von Teotihuacán in Mexikos Hochland.

Tolteken (850 n. Chr. bis 1200 n. Chr.)

Nach dem Untergang von Teotihuacán verteilte sich die Macht auf verschiedene Städte wie Xochicalco südlich von Mexiko-Stadt und Tula, die Hauptstadt der Tolteken im heutigen Bundesstaat Hidalgo. Dort errichtete das toltekische Volk beeindruckende Tempel, Pyramiden und steinerne Monumente, von denen die berühmten »Atlanten von Tula« – vier Meter hohe Kriegerfiguren aus Basalt – bis heute erhalten sind.

Die Tolteken waren ein mächtiges Volk im zentralen Hochland von Mexiko, das zwischen dem 10. und 12. Jahrhundert n. Chr. seine Blütezeit erlebte. Sie galten als geschickte Baumeister, Bildhauer und zugleich als kriegerisches Volk mit großer militärischer Macht.

Ihre Gesellschaft war stark hierarchisch organisiert und stark religiös geprägt. Besonders wichtig war der Kult um Quetzalcóatl, die gefiederte Schlange, der als Gott der Weisheit und des Windes verehrt wurde. Der Mythos um Quetzalcóatl als guter Herrscher, der aus seinem Reich vertrieben wurde und eines Tages zurückkehren sollte, wurde vermutlich in der toltekischen Zeit geboren und später von den Azteken übernommen.

Die kulturellen Einflüsse der Tolteken reichten bis zur Halbinsel Yucatán, wo in Städten wie Chichén Itzá deutliche Spuren ihrer Architektur und Symbolik zu finden sind. Es wird vermutet, dass es entweder direkte Kontakte oder sogar Migrationen toltekischer Gruppen in die Maya-Region gegeben hat. Das zeigt, wie bedeutend die Tolteken als kulturelle Vermittler zwischen verschiedenen Regionen Mesoamerikas waren.

Ab dem 12. Jahrhundert begann das Reich der Tolteken zu zerfallen, vermutlich durch innere Machtkämpfe, Umweltprobleme und äußeren Druck durch nomadische Gruppen aus dem Norden Mexikos. Ihre Stadt Tula wurde aufgegeben, und das Volk verschwand aus der Geschichte. Doch ihr Ruf blieb bestehen: Für die Azteken waren die Tolteken ein idealisiertes Vorbild. Sie verehrten sie als Künstler, Weise und Träger einer göttlichen Zivilisation.

Von den Tolteken beeinflusste Städte
Zivilisation der Tolteken in Zentralmexiko
Atlanten von Tula, die Krieger der Zivilisation der Tolteken aus Zentralmexiko.

Azteken (1200 n. Chr. bis 1521 n. Chr.)

Das letzte große Reich in Mexiko war dasjenige der Azteken. Ihr eigentlicher Name lautete Mexica. Das Wort »Azteken« geht auf ihre legendäre Herkunft aus einem mythischen Ursprungsland namens Aztlán zurück, welches mit der Insel Mexcaltitán ganz im Westen Mexikos in Verbindung gebracht wird. Von dort sollen sie als Nomadenvolk in mehreren Etappen Richtung Osten gezogen sein, bis sie sich um das Jahr 1325 beim heutigen Mexiko City niederließen.

Hier gründeten sie Tenochtitlán, eine Inselstadt im Texcoco-See, die rasch zu einem politischen, wirtschaftlichen und religiösen Zentrum aufstieg. Innerhalb weniger Generationen eroberten die Azteken weite Teile Mesoamerikas und unterwarfen zahlreiche Völker. Ihr Reich erstreckte sich auf dem Höhepunkt bis weit in den Osten und in den Süden Mexikos hinein.

Religion spielte eine zentrale Rolle im Leben der Azteken. Sie glaubten an viele Götter, von denen Huitzilopochtli, der Gott des Krieges und Tlaloc, der Regengott, zu den wichtigsten zählten. Um das Gleichgewicht der Welt zu erhalten, führten sie regelmäßig Rituale durch, darunter auch Menschenopfer, die in großer Zahl auf den Tempelpyramiden Tenochtitláns stattfanden.

Der Untergang des Aztekenreichs kam rasch: 1519 landete der spanische Eroberer Hernán Cortés an der Küste Mexikos. Mit Unterstützung lokaler Feinde der Azteken, europäischen Waffen und eingeschleppten Krankheiten gelang es ihm, nur zwei Jahre später die Hauptstadt Tenochtitlán zu zerstören und das Reich zu unterwerfen. Damit endete die Herrschaft der Azteken.

Nach der Eroberung des Aztekenreichs errichteten die Spanier auf den Ruinen von Tenochtitlán die Kolonialhauptstadt Mexiko-Stadt. Die indigene Bevölkerung wurde unter spanische Herrschaft gestellt, zwangschristianisiert und durch Krankheiten, Gewalt und Zwangsarbeit stark dezimiert. Die spanische Krone gründete das Vizekönigreich Neuspanien, und die Kultur, Religion und Gesellschaftsstruktur der Azteken wurde systematisch durch europäische Normen ersetzt.

Im Reich der Azteken
Azteken-Krieger türkisfarbene Scheibe
Auf der türkisfarbenen Scheibe werden Gottheiten der Azteken dargestellt.

Niedergang der mexikanischen Hochkulturen

Die Spanier setzten Ihren Eroberungsfeldzug fort, brachten weitere Regionen Mexikos unter ihre Kontrolle. Dabei stießen sie oftmals auf heftigen Widerstand, etwa von den Mixteken und Zapoteken in Oaxaca. Auch die Regionen im Süden und Südosten der Maya konnten sich teils noch bis ins 17. Jahrhundert gegen die spanische Vorherrschaft behaupten.

Die großen Reiche wie das der Azteken, der Maya-Städte oder der Mixteken wurden zerschlagen, ihre Tempel zerstört, ihre Herrscher gestürzt und ihre Religion verboten. Die spanische Krone und die katholische Kirche ersetzten die indigenen Machtstrukturen durch ein koloniales Verwaltungssystem und missionierten die Bevölkerung. Damit endete die Blütezeit der klassischen Hochkulturen Mexikos.

Doch trotz Eroberung, Zerstörung und Jahrhunderten kolonialer Unterdrückung ist die indigene Kultur Mexikos nicht untergegangen. Sie lebt weiter, sichtbar und spürbar im Alltag, in Sprache, Traditionen, Kunst und Spiritualität. Die Wurzeln der alten Hochkulturen reichen tief in das heutige Mexiko. Millionen Indigene bewahren diese lebendige Verbindung zu ihrer Geschichte, die Mexiko bis heute prägt und bereichert.

Wandbild von José Clemente Orozco
Wandbild mit Hernán Cortés, dem Eroberer Mexikos, gemalt von José Clemente Orozco.

Mexikos indigene Völker

  • Erfahre viel Wissenswertes über die Maya, die hochentwickelten Ureinwohner im südlichen Mexiko. Sie sind bekannt für ihre Schrift, Astronomie, Architektur und komplexe Gesellschaft. Ihre Kultur lebt bis heute in vielen Regionen Mittelamerikas fort.
  • Weiterführende Informationen zur Geschichte der mächtigen Azteken. Sie errichteten im 14. und 15. Jahrhundert im zentralen Mexiko ein großes Reich mit Tenochtitlán als Hauptstadt. 1521 eroberten die Spanier Tenochtitlán und kolonisierten ganz Mexiko.