Eintauchen in Mexikos Geschichte

Tula ist das Highlight für Reisende im Bundesstaat Hidalgo. Die ehemalige Hauptstadt der Zivilisation der Tolteken liegt rund 75 km nordöstlich von Mexiko City. Bekannt ist die Stätte insbesondere durch die vier riesigen Steinfiguren, die Atlanten von Tula, die Krieger der Tolteken.

Volk der Tolteken

In der Zeitspanne von ca. 150 – 750 nach Christus wurde Zentralmexiko von Teotihuacán und seinen Bewohnern dominiert. Nach dem Untergang der Stadt füllte das Volk der Tolteken das Machtvakuum und errang die Vorherrschaft. Sie beerbten und erneuerten die damals vorherrschende Kultur. Die Tolteken führten gegen ihre Nachbarn Krieg, um ihr Reich zu vergrößern und formten somit ihr Imperium. Andere Stämme machten sie tributpflichtig. Die toltekische Hauptstadt Tula (auch Tollán genannt), mit einer vermuteten Bevölkerung von Zehntausenden, etablierte sich als größtes religiöses Zentrum im Hochland Mexikos. Der Kult um den toltekischen Gottkönig Quetzalcóatl (gefiederte Schlange) hielt Einzug.

Morgenstern Tempel oder Tempel des Quetzalcóatl
Mächtige Atlanten auf dem Morgenstern-Tempel von Tula.

Die Blüte des Tolteken-Reiches währte kaum 200 Jahre. Ab dem 12. Jahrhundert zerstörten eindringende Nomadenvölker der Chichimeken und Azteken die toltekische Hegemonie in Zentralmexiko. Zudem gab es wohl auch interne Konflikte und Machtkämpfe, siehe auch die weiter unten beschriebene Legende.

Wahrscheinlich unternahmen einige Banden der Tolteken Eroberungsfeldzüge ins südliche Mexiko und wanderten ins Stammland der Maya aus. Maya-Städte wie Uxmal und vor allem Chichén Itzá weisen architektonische Stilelemente der Tolteken auf und der Kult des Quetzalcóatl verbreitete sich auch bei den Maya.

Die Sage und Legende von Quetzalcóatl

Quetzalcóatl wurde von einem rivalisierenden Gott, von Tezcatlipoca (rauchender Spiegel), durch Zauberei überlistet oder gestürzt und aus der Stadt Tula vertrieben. Er floh gegen Osten an den Golf von Mexiko mit dem Versprechen, eines Tages zurückzukehren, um sein Reich wieder in Besitz zu nehmen.

Als Hernán Cortés im Jahr 1519 mit seinen Schiffen an der Ostküste Mexikos landete, glaubten die dann herrschenden Azteken, dies sei der heimkehrenden Gott Quetzalcóatl. Sie hiessen die Spanier ehrenvoll willkommen, was sich als fataler Schicksalsschlag erweisen sollte. Bekanntlich nutzten die Spanier die Verwirrung zu ihrem Vorteil und eroberten in nur wenigen Jahren das Gebiet der Azteken und besiegelten damit den Untergang der indigenen Urbevölkerung Mexikos.


Besuch der archäologischen Stätte

Das erwartet dich

Die Ruinen liegen etwas außerhalb der Ortschaft Tula de Allende. Vom Zentrum bist du mit einem Taxi in ca. 15 Minuten dort. Von der einst bedeutenden Hauptstadt der Tolteken ist nur noch relativ wenig vorhanden, einige bescheiden rekonstruierte Bauten. Der Besuch lohnt sich, wenn du die größeren Ausgrabungsstätten in Zentralmexiko wie Teotihuacán oder Xochicalco schon kennst oder wenn du sowieso in der Gegend bist.

Am Eingang erwartet dich ein kleines Museum mit einem geschichtlichen und kulturellen Überblick der Tolteken-Kultur. Auf einem hübschen, von unterschiedlichsten Kakteen und Pflanzen gesäumten Weg, erfolgt der Zugang zur eigentlichen Kultstätte.

Kakteen in der Archäologischen Stätte von Tula
Eindrückliche Kakteen schmückt die Wege im archäologischen Park.

Atlanten von Tula

Nur schon der Name in der heimischen Sprache Nahuatl ist ehrfurchterregend: Tlahuizcalpantecuhtli. Zu deutsch: Tempel de Morgensterns oder auch Tempel des Quetzalcóatl. Vorgelagert ist ein Vestibül mit Steinpfeilern, ähnlich wie beim Kriegertempel in Chichén Itzá auf Yucatán, was wiederum die architektonische Ähnlichkeit unterstreicht. Nach einigen Treppenstufen erreichst du eine steinerne Plattform mit den vier andächtigen Atlanten von Tula. Diese 4,6 m hohen toltekischen Kriegerstatuen bestehen aus vier ineinandergreifenden Elementen. Sie tragen Waffen sowie einen Schild in den Händen und Federschmuck auf dem Haupt. Die Figuren stellen den Gott Quetzalcóatl als Morgenstern dar. Vermutlich dienten die Atlanten als Pfeiler für das Dach des Tempels.  

Tolteken-Kultur
Tolteken-Krieger auf dem Tempel des Quetzalcóatl.

Schlangenmauer

Auf der Nordseite der Pyramide befindet sich die Schlangenmauer (coatepantli). Die schrägen Wandseiten sind mit eingeritzten Basreliefs verziert. Die Darstellungen zeigen menschliche Skelette, Schlangen, Jaguare und Adler.

Coatepantli, die Schlangenmauer in Tula
Reich verzierte Schlangenmauer.

Weitere Bauwerke

Der unmittelbar neben dem Tempel des Morgensterns gelegene Palacio Quemado umfasst drei mit Mauern abgegrenzte Hallen mit Duzenden von Säulen. Im mittleren Hof befinden sich zwei Chac Mool-Statuen, eine auf dem Rücken liegende menschliche Gestalt, oft mit einer Schale oder Vertiefung auf dem Bauch, in welcher gegebenenfalls Opfergaben gesammelt wurden. Der Templo Mayor (Haupttempel) ist unspektakulär auf eine weiträumige Grünfläche ausgerichtet, mit einem dahinter liegenden Ballspielplatz.

Plan Archäologische Stätte von Tula
Übersichtskarte der archäologischen Stätte von Tula.

Reiseinfos

An- und Abreise

Der Busbahnhof von Tula liegt für einmal sehr zentral, nur einige Strassen von der Kathedrale entfernt. Die Busgesellschaft Omnibus de México bietet direkte Verbindungen nach Pachuca, die Hauptstadt des Bundesstaates Hidalgo (ca. 2 h Fahrzeit) und zum Terminal Norte in Mexiko City (ca. 2h). 2. Klasse-Busse von AVM fahren auch nach Mexiko-Stadt und lassen dich auf der Autobahn bei der Abzweigung nach Tepotzotlán aussteigen, falls du gleichentags dieses Pueblo Mágico auch noch besichtigen möchtest.

Kirche in Tula de Allende, Bundesstaat Hidalgo
Kirche in der Provinzstadt Tula de Allende.

YouTube Video: Atlanten von Tula