Besuch in der charmanten und magischen Wüstenstadt
Parras de la Fuente ist eine dieser seltenen Überraschungen im Norden Mexikos, ein grünes Tal mitten in der Halbwüste des Bundesstaates Coahuila. Schon beim Ankommen spürst du, dass dieser Ort anders ist. Parras gilt nicht umsonst als Oase, denn natürliche Quellen sorgen seit Jahrhunderten dafür, dass Trauben, Feigenbäume und alte Gärten hier gedeihen – ein landschaftlicher Kontrast, der sofort fasziniert. Parras hat dank Weinanbau und dem niedlichen kolonialen Kern des Ortes den Status als Pueblo Mágico de México erhalten.
Parras: Vino al mejor lugar
Die Geschichte von Parras beginnt im 16. Jahrhundert, als spanische Siedler und Missionare hier im Süden des Bundesstaates Coahuila die ersten Weinberge anlegten. Aus dieser frühen Epoche stammt die bis heute lebendige Weintradition des Ortes. Besonders bekannt ist das historische Weingut Casa Madero, das sich selbst als älteste kontinuierlich produzierende Weinkellerei des amerikanischen Kontinents bezeichnet. Besucher erleben Weinbau hier nicht nur als touristische Attraktion, sondern als tief verwurzelten Teil der lokalen Identität.
Nicht umsonst lautet der Slogen von Parras: »Vino al mejor lugar« (er/sie kam an den besten Ort). Der Satz ist bewusst zweideutig formuliert. Im Spanischen ist vino sowohl die Vergangenheitsform von venir (er/sie kam) als auch das Wort Wein. Der Satz begrüßt also Besucher und preist gleichzeitig die Weintradition des Ortes an.
Rund um Parras de la Fuente, wie der Ort komplett heißt, zeigen sich Natur und Kultur in einer angenehmen Mischung. Das nahegelegene Felsenmassiv mit der Fledermaushöhle bietet jeden Abend ein spektakuläres Schauspiel, wenn Tausende Tiere bei Sonnenuntergang gleichzeitig ausfliegen. Die vielen Gärten, Quellen und schattigen Wege rund um Parras laden zudem zu einem ruhigen Spaziergang, einer Wanderung oder einer Radtour ein, bei denen man das ungewöhnliche Ambiente dieser Region besonders gut wahrnimmt.
Wer zur richtigen Zeit kommt, erlebt Parras in festlicher Stimmung. Besonders während der Weinernte im August verwandelt sich der Ort in ein buntes, fröhliches Fest voller Musik und regionaler Gastronomie. Auch religiöse Feiern und lokale Traditionen sind hier lebendig und verleihen dem Ort das Gefühl einer eng verbundenen Gemeinschaft.
Parras de la Fuente ist kein lauter oder spektakulärer Ort. Seine Besonderheit liegt in der Ruhe, dem kolonialen Flair und dem harmonischen Zusammenspiel von Landschaft, Geschichte und Weinbau. Wenn du Mexikos Norden abseits der großen Touristenziele erleben möchtest, findest du hier eine sanfte, wohltuende Alternative.

Geburtsort von Francisco Madero
Parras de la Fuente gilt als ein geschichtsträchtiger Ort im Norden Mexikos, denn hier wurde 1873 Francisco Madero geboren – jener Staatsmann, der später zu einer der wichtigsten Figuren der Mexikanischen Revolution werden sollte. Sein familiärer Hintergrund in dieser ruhigen Oasenstadt prägte ihn früh, denn die Maderos gehörten zu den einflussreichsten Familien der Region und waren tief in die landwirtschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung von Parras eingebunden. Unter anderem gehörte das noch heute präsente Weingut »Casa Madero« zum Familienbesitz.
Francisco Madero war der Politiker, der die mexikanische Revolution auslöste, indem er offen gegen die jahrzehntelange Diktatur von Porfirio Díaz auftrat, freie Wahlen forderte und schlussendlich 1910 zum bewaffneten Aufstand aufrief.
Nach den Erfolgen der Revolutionäre wurde Madero Präsident und begann mit der Umsetzung von demokratischen Reformen. Doch stieß sein idealistischer und oft zu kompromissbereiter Regierungsstil auf den Widerstand alter Eliten, Militärs und radikaler Revolutionäre. 1913 wurde er gestürzt und ermordet.
Madero erlangte zwar nie den Kultstatus anderer mexikanischer Revolutionäre, wie Francisco »Pancho« Villa oder Emiliano Zapata. Trotzdem gilt Francisco Maderos Aufruf zur Demokratie bis heute als moralischer Beginn der modernen mexikanischen Nation.
Heute erinnert der Ort mit mehreren historischen Stätten und Hinweisen an diese Vergangenheit, wodurch die Verbindung zwischen Parras und der politischen Erneuerung Mexikos auch für dich als Besucher spürbar bleibt. Sein Geburtshaus, die sogenannte Casa Natal, kann jedoch nur von außen bzw. aus dem Gartenbereich betrachtet werden, da das Gebäude weiterhin privatem Besitz gehört.

Sehenswürdigkeiten im Pueblo Mágico Parras
Historisches Stadtzentrum mit Plaza de Armas
Die Plaza de Armas von Parras ist das lebendige Herz des Pueblo Mágico. Zwischen schattigen Platanen, alten Fassaden und ruhigen Gassen entfaltet sich das Ortsbild, das seit Jahrhunderten kaum verändert scheint. Viele Gebäude stammen noch aus dem 18. und 19. Jahrhundert.
Unter hohen Bäumen sitzen Familien auf Bänken, Kinder spielen rund um den Pavillon, und Straßenverkäufer bieten Eis oder Snacks an. Rund um den Platz stehen einige der elegantesten historischen Gebäude der Stadt, darunter das Rathaus mit einer Statue des Lokalhelden Francisco Madero davor.
Auf der östlichen Seite befindet sich die katholische Kirche »Templo San Ignacio de Loyola«, schlicht gehalten, aber mit einer eleganten Steinfassade und einem ruhigen, harmonischen Innenraum.
Von der Plaza führen schmale Gassen in alle Richtungen, viele davon mit Kopfsteinpflaster und niedrigen, farbig gestrichenen Häusern. Beim Hinuntergehen dieser Straßen entdeckt man kleine Läden, alte Holztüren, versteckte Innenhöfe und immer wieder Ausblicke auf die grünen Hügel rund um Parras. Die Atmosphäre ist gemächlich, freundlich und geprägt von diesem typisch nordmexikanischen Charme, der die Altstadt so einladend macht.

Schwimmbecken »Estanque de la Luz«
»Estanque de la Luz« kann als »Teich des Lichts« übersetzt werden, ein magischer Name für dieses weitläufige Schwimmbecken. Das Wasser stammt aus unterirdischen Quellen der umliegenden Berge. Ein erstaunlicher Fakt, da Parras doch in einer wüstenähnlichen Landschaft liegt und sehr trocken scheint. Das Wasser ist entsprechend klar, jedoch meist eher kühl.
Rund um den Swimming Pool findest du schattige Picknick-Zonen mit Grillstellen. Am Wochenende ist der »Estanque de la Luz« ein beliebter Ort zum Abhängen und Entspannen der lokalen Bevölkerung. Unter der Woche geht es ruhiger zu und her, nur vereinzelte Schwimmer drehen ihre Runden. Wobei ruhig vielleicht nicht das passende Wort ist, bei unserem Besuch übt sich eine buntgemischte Gruppe bereits frühmorgens bei der Gymnastik und beim Tanzen, dazu ist das Volumen der Lautsprecher empfindlich hochgedreht.
Im Hintergrund thront die Kapelle »Capilla del Santo Madero« und gibt ein magisches Bild ab.

Magische Capilla del Santo Madero
Die Kapelle thront auf einem markanten Felsen über Parras de la Fuente und ist eines der eindrucksvollsten Wahrzeichen der Stadt. Die Capilla del Santo Madero wirkt aus der Ferne, als ob sie über dem Pueblo Mágico magisch schweben würde. Besonders fotogen ist der Anblick mit dem Schwimmbecken »Estanque de la Luz« davor.
Vom Zentrum aus dauert der Spaziergang hierher ca. 15-20 Minuten. Dann beginnt der Aufstieg am Fuß des Hügels auf einem gut sichtbaren Weg, der sich rundherum sanft nach oben schwingt.
Oben angekommen eröffnet sich ein wunderbarer Weitblick über die Dächer des historischen Zentrums, das grüne Tal mit den Weinbergen und die steinige Wüste mit dem Gebirge der Sierra de Parras in südlicher Richtung.
Die Kapelle selbst ist schlicht, aber ihre Lage macht sie zu einem spirituellen und zugleich magischen Ort.

Ausflüge und Touren in der Umgebung
Weingut Casa Madero
Der Weinbau in Parras wirkt auf den ersten Blick überraschend, weil die Region von einem halbwüstenartigen Klima geprägt ist. Möglich wird er durch natürliche Quellen und unterirdische Wasserläufe, die das Tal seit Jahrhunderten zuverlässig mit Frischwasser versorgen.
Die Reben profitieren von heißen, trockenen Tagen und kühlen Nächten, was die Trauben langsam ausreifen lässt und ihnen eine gute Konzentration der Aromen gibt. Gleichzeitig hilft die Trockenheit dabei, Krankheiten und Schädlinge gering zu halten. So entsteht mitten in einer trockenen Landschaft eine grüne Oase, in der Weinbau schon seit der Kolonialzeit erfolgreich betrieben wird.
Die Hacienda der Casa Madero gehört zu den Pionieren im Weinanbau und soll das älteste noch bestehende Weingut des ganzen amerikanischen Kontinents sein. Casa Madero wurde 1597 gegründet, nachdem spanische Kolonialbehörden die Erlaubnis erteilt hatten, hier Rebstöcke zu pflanzen und Wein zu produzieren.

Das historische Herrenhaus mit seinen weißen Mauern, den dunklen Holztüren und den weitläufigen Innenhöfen vermittelt sofort das Gefühl, in eine andere Zeit einzutauchen. Zwischen alten Kellern, schattigen Arkaden und langen Reihen von Weinreben spürt man die Tradition, die hier seit langem gepflegt wird.
Wir empfehlen dir die Casa Madero zu besuchen, um einen spannenden Einblick in die Weinproduktion Mexikos zu erhalten. Führungen finden fortlaufend statt. Da bei unserem Besuchstag keine weiteren Touristen anwesend sind, kommen wir in den Genuss einer privaten Führung. Der Guide führt uns durch die Kellereien, vorbei an alten Fassräumen, kühlen Lagern und modernen Produktionsbereichen, während er die Geschichte des Weinguts und die Besonderheiten des regionalen Anbaus erklärt. Am Ende dürfen wir noch drei verschiedene Weine verkosten und erfahren mehr über die Produktepalette der Casa Madero.
Den Preis für die Führung finden wir etwas überrissen, er beträgt 750 Pesos und sogar deutlich über 1000 Pesos, falls du auch die Weinberge anschauen möchtest. Dies haben wir jedoch ausgelassen. Jedenfalls ist immerhin eine Verkostung eingeschlossen.
Die Casa Madero liegt an der Zufahrtsstraße zum Pueblo Mágico Parras, rund 10 Kilometer vom Ortskern entfernt. Taxifahrer bringen dich gerne hin oder du machst es wie wir, mietest dir ein Fahrrad und pedalierst hierher.

Reiseinformationen und Reisetipps
Anreise und Weiterreise mit dem Bus
Trotz der Abgeschiedenheit im Niemandsland im nördlichen Bundesstaat Coahuila, ist die Anreise ziemlich unkompliziert.
Wir sind von der Provinzhauptstadt Saltillo her angereist, mit einem direkten Bus der Transportgesellschaft ASP (Autobus Saltillo Parras, was für ein origineller Name). Direkt heißt in diesem Fall ohne Umsteigen, dafür mit zahlreichen Stopps bei gefühlt jeder Ansammlung von mehr als füng Häusern. Die Fahrt dauert rund 3.5 h, in einem älteren Bustyp, jedoch bequem wie in der ersten Klasse. Derzeit gibt es zwischen Saltillo und Parras fünf Verbindungen täglich.
Die Anreise von der Provinzstadt Torréon ist ebenfalls eine Option. Hier heißt das Busunternehmen APT (Autobus Parras Torréon). Da es nur drei Abfahrten gibt (frühmorgens, mittags und am späteren Nachmittag), solltest die deine Anreise gut planen.
Wir sind nicht sicher, ob es von der Großstadt Monterrey auch direkte Busse gibt, die erhaltenen Informationen sind nicht ganz klar. Jedoch können wir dir sowieso einen Zwischenstopp und Besuch in Saltillo empfehlen, uns hat die Stadt sehr gut gefallen.

Hotel und Unterkunft
- Budget | Hotel Posada Santa Elena*
Die Posada Santa Elena* ist ein liebevolles kleines Hotel mit traditionellem Stil und einer familiären Atmosphäre. Die Zimmer sind einfach, aber sauber und komfortabel eingerichtet und eine preisgünstige Option in Parras. - Mittelklasse | Hotel El Farol*
Unser Tipp und Empfehlung! Das Hotel El Farol* wirkt wie ein traditionelles Herrenhaus, dessen weiß gestrichene Mauern und Bögen sofort das ruhige Ambiente von Parras widerspiegeln. Im Inneren öffnen sich mehrere begrünte Innenhöfe, in denen Bäume und Zierblumen für eine entspannte Ruhe sorgen. Die Zimmer verteilen sich rund um diese Höfe und vermitteln mit ihren dicken Wänden, Terrakottaböden und einfachen, warmen Farben ein angenehm traditionelles Gefühl. Alles zusammen macht das Hotel zu einem Ort, der wie eine kleine Oase wirkt. Wir haben uns ungemein wohl gefühlt. - Luxus | Hotel Casa Raco*
Die Unterkunft liegt im Herzen von Parras de la Fuente. Es wirkt wie ein charmantes Privathaus, ruhig gelegen und mit liebevoller Atmosphäre. Das Casa Raco* deklariert sich selbst als 5-Sterne-Hotel. Der Preis ist allermeist (deutlich) höher als das Hotel El Farol. Ob es dies Wert ist, darfst du nach deinem Aufenthalt selbst entscheiden.

Kulinarik, essen und trinken
Kulinarisch zeigt sich Parras von seiner nordmexikanischen Seite: kräftige Fleischgerichte, herzhafte Eintöpfe und einfache, aber geschmackvolle regionale Spezialitäten prägen die Küche. Dazu kommen hausgemachte Süßigkeiten, Marmeladen und Nussprodukte, die aus lokalen Zutaten entstehen. Viele dieser traditionellen Leckereien findet man in kleinen Läden rund um den Hauptplatz, wo man sich problemlos durchprobieren kann. Und natürlich solltest du unbedingt den lokalen Wein probieren.
Bei den Restaurants haben wir einmal die Casa Cenizo berücksichtigt und ein andermal das Restaurant Madero 87. Die Speisen sind in ersterem hochstehender, doch das Ambiente finden wir im Madero 87 angenehmer. Auch in unserem Hotel El Farol* haben wir übrigens ausgezeichnete Enchiladas gespiesen, können wir auch empfehlen, der Innenhof da ist einfach gemütlich.
Für einen Drink empfehlen wir die edle Atila Wine Taberna oder die bodenständige Bar Parrense, wo du auch Pool spielen kannst. Sowohl die aufgeführten Restaurants wie auch diese beiden Bars sind gleich bei der Plaza de Armas.

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