Leben und Arbeiten in Mexiko

Ich bin vor rund vier Jahren nach Mexiko ausgewandert. Dank guten Beziehungen fand ich eine Arbeitsstelle an einem Sprachinstitut in Guadalajara, im Westen Mexikos. Der Erfahrungsbericht soll meine Erlebnisse und Erkenntnisse wiederspiegeln und hoffentlich einige gute Tipps beinhalten, um sein eigenes Projekt eines Auslandaufenthaltes in Mexiko anzupacken.

Auswandern nach Mexiko

Warum ich ausgerechnet nach Mexiko ausgewandert sei, werde ich oft gefragt. Genau so oft weiss ich die Antwort selbst nicht genau. Mein Wissen über Mexiko beschränkte sich auf einige stereotypische Dinge wie breitkrempige Sombreros, durchzechte Tequila Nächte, durch Palmen beschattete Traumstände, von Dschungel Vegetation überwucherte Maya Tempel, korrupte Beamte, mexikanisches Essen und damit hatte es sich. Schlussendlich verhalf eine Mischung von Umständen zu meiner Wahl des Reiseziels, insbesondere die zumindest per Mail erhaltene Zusage einer Arbeitsstelle als Sprachlehrer.

Monument Minerva in Guadalajara
Die Glorieta Minerva ist ein Wahrzeichen der Stadt Guadalajara.

Das Leben im Westen Mexikos

Ich wohne und arbeite nun seit vier Jahren in Guadalajara im Westen Mexikos und bin nach wie vor fasziniert vom Leben in dieser Grossstadt. Mit rund 6 Millionen Einwohnern ist dies die zweitgrösste Metropole des Landes. Reizvoll ist der Umstand, dass Guadalajara nicht touristisch ist und als Expat wirkt die Stadt sehr authentisch, rein mexikanisch. Die Begegnungen mit den Leuten zeugen von wahrem Interesse, man ist nicht einfach ein Gringo-Tourist mehr.

Wir teilen uns zu viert ein relativ grosses Haus. Die Wohngemeinschaft besteht aus dem mexikanischen Hauptmieter, einer kanadischen Journalistin, die für englischsprachige Medien Blog-Artikel aus Mexiko verfasst und einem Studenten aus Japan, der an der Universidad Autónoma de Guadalajara Spanisch lernt und Kurse in mexikanischer Geschichte belegt. Die Wohnsituation ist ideal für mich. Die Wohngemeinschaft ist kostengünstig und es läuft immer was. Wir wechseln uns ab mit Kochen, für das einmal wöchentlich stattfindende VIP-Meal wie wir es nennen. Wobei unser mexikanischer Mitbewohner sich vom Taco-Stand um die Ecke beliefern lässt. Meistens finden sich im Verlauf des Abends weitere Freunde und Bekannte ein. Dies führt oft zu interessanten Diskussionsthemen und endet traditionell mit einer Runde Tequila Hornitos.

Arbeiten als Sprachlehrer

Ich war zwar ursprünglich als IT-Spezialist ausgebildet, hatte dann aber genug von Computer-Bildschirmen und suchte eine neue berufliche Herausforderung. Diese fand ich als Englisch- und Deutschlehrer. Die Nachfrage von Englischunterricht ist deutlich höher, sich nur als Deutschlehrer durchzuschlagen, wäre wohl finanziell einiges komplizierter. Ich unterrichte Privatschüler wie auch Gruppen, von Anfänger bis Mittelstufe. Die ganz fortgeschrittenen Schüler und Gruppen überlasse ich gerne meinen amerikanischen Kollegen oder den „Chicanos“, also in die USA ausgewanderte Mexikaner, welche mit perfekten Sprachkenntnissen wieder nach Mexiko zurückgekehrt sind.

Die meisten Schulen und Institute verlangen kein abgeschlossenes Pädagogikstudium, wobei mir meine Erfahrung als Fachkraft für Computerkurse wahrscheinlich die Tür für diesen Karriereschritt geöffnet hat. Je besser der berufliche Background und natürlich die Sprachkenntnisse, desto einfacher ist es einen Job zu bekommen und desto eher wird man von einem der besser zahlenden Privatinstitute angeheuert.

Arbeitsbewilligung FM3

Es gibt bestimmt Ausländer, welche ohne gültige Arbeitsbewilligung in Mexiko tätig sind, darunter auch Lehrkräfte. Falls man als Lehrer seinen Lebensunterhalt verdienen möchte und einen mehrjährigen Aufenthalt plant, sollte ein illegaler Status tunlichst vermieden werden. Ein seriöses Institut oder Sprachabteilung einer Universität ist um die Einholung der Arbeitsbewilligung FM3 besorgt. Das FM3 ist für 1 Jahr gültig und kann danach verlängert werden. Die bürokratischen Stolpersteine sind zahlreich, idealerweise regelt der Arbeitgeber oder ein spezialisierter Anwalt den notwendigen Papierkram. Trotz allem Support den ich erhielt, blieben auch mir die mühsamen Behördengänge nicht erspart. Die Willkür kann extrem sein, bei zu frühem Erscheinen wurde ich schon mal abgeblockt, ein andermal waren die Kopien in falschem weiss, die Unterschrift in blauer oder schwarzer Tinte kann matchentscheidend sein, wie auch die Qualität des Passfotos.

Arbeitsstunden und Lohn

So spannend es auch ist in Mexiko zu leben, sollte man sich als Sprachlehrer keine zu illusorische Vorstellung machen. Eine 6-Tage-Woche ist die Norm. Die Randzeiten sind verständlicherweise beliebt bei arbeitstätigen Sprachschülern. Der Arbeitsstart ist oft um 7 Uhr und die letzte Klasse endet um 21 Uhr. Dafür geniesse ich eine ausgedehnte Mittagspause bis in den Nachmittag hinein. Das Einkommen ist abhängig von den Unterrichtsstunden, einen Fixlohn gibt es nicht. Je besser ein Lehrer ist, desto mehr wird er von den Studenten und Gruppen gewünscht und somit fällt die „quinzena“ grosszügiger aus. Der spanische Ausdruck „quinzena“ bedeutet 15, in Mexiko wird der Lohn jeweils nach zwei Wochen ausbezahlt.

Arbeiten als Sprachlehrer in Mexiko
Machen das Auswandern zum Vergnügen – gute Arbeitskollegen in der Schule und Freizeit.

Spanisch von Vorteil

Spanisch-Kenntnisse sind nicht unbedingt Pflicht, um als Fremdsprachenlehrer tätig zu sein, jedoch hilft es ungemein im Umgang mit Studenten mit tiefem Sprachniveau und sowieso für die Kommunikation mit weniger sprachbegabten mexikanischen Freunden in der Freizeit. Eine gute Integration ist ein nicht zu unterschätzender Aspekt beim Auswandern in ein fremdes Land. Man kann Spanisch in Kursen vor Ort erlernen. Dies ist definitiv billiger und effizienter, da man die Sprache direkt praktisch anwendet.

Nach Mexiko auswandern

Das Umziehen in ein fremdes Land birgt naturgemäss einige Risiken in sich. Sehr vorteilhaft ist, wenn man das Zielland zumindest schon vom Urlaub her kennt und somit einen ersten Eindruck gewonnen hat. Auf gut Glück einen Job in Mexiko annehmen, empfehlen wir eher nicht. Dabei gilt es die Art der Anstellung zu unterscheiden, für ein befristetes Praktikum oder ein Semester Freiwilligenarbeit ist dies bestimmt vertretbar. Daheim seine Arbeitsstelle zu kündigen, die Wohnung aufzugeben und definitiv auszuwandern ist eine ungemein heiklere Angelegenheit. Hier findest du einige Tipps über das Verhalten und die Fettnäpfchen.

Arbeitsmöglichkeiten in Mexiko

Ein Praktikum oder Freiwilligenarbeit ermöglichen ein ganz anderes Kennenlernen des Landes. In Mexiko kann man in vielen spannenden Bereichen arbeiten, unter anderem mit Kindern, in der Humanmedizin, in der Hotellerie oder mit Meeresschildkröten. Dabei tut man nicht nur etwas Gutes, sondern profitiert zudem bei der nächsten Jobsuche von den gesammelten Erfahrungen.

Erfahrungsbericht-Autor: Max Weidmann


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