Creel das Tor zur Kupferschlucht

Der unscheinbare Ort Ceel liegt in der Sierra Tarahumara, in der nördlichen Sierra Madre Occidental im Bundesstaat Chihuahua. Creel ist nicht nur das Tor zur Erkundung der bekannten Kupferschlucht, sondern auch der perfekte Ort für Outdoor-Aktivitäten und für Ausflüge zu vielen natürlichen Attraktionen. Wandere durch wohlduftende Kiefernwälder, klettere durch gigantische Schluchten, erkunde friedvolle Seen, entspanne dich in heißen Quellen, besuche Mexikos höchsten Wasserfall Cascada Basaseachi und lerne die indigene Kultur der Tarahumara kennen.

Sierra Madre Occidental und Sierra Tarahumara

Die Sierra Madre Occidental erstreckt sich über fast 1000 Kilometer, startet südlich der Grenze der Vereinigten Staaten und verläuft durch die nordmexikanischen Bundesstaaten Chihuahua, Sonora, Durango und Sinaloa. Ein Hauptbestandteil des nördlichen Gebirgszuges ist die Sierra Tarahumara, eine spektakuläre Region mit weitläufigen Wäldern, hohen Bergen und tiefen Schluchten, einschließlich der berühmten Kupferschlucht. Die Höhen bewegen sich von etwa 200 m bis über 3000 m. Die Sierra zeichnet sich durch eine enorme Vielfalt tropischer, subtropischer und gemäßigter Flora und Fauna aus, einschließlich einer Reihe endemischer Arten.

Entstehung von Creel

Die Kleinstadt Creel ist das Tor zur Sierra Tarahumara und zu einigen natürlich Attraktionen der Barrancas del Cobre, der Kupferschluchten. Sie befindet sich auf einer Höhe von 2345 m in der prachtvollen westlichen Sierra Madre, 260 Kilometer südwestlich der Stadt Chihuahua.

Ursprünglich war Creel nur ein Eisenbahndepot auf der Strecke von Chihuahua an den Pazifik. Es wurde nach Enrique Creel benannt, dem damaligen Gouverneur im Bundesstaat Chihuahua. Dank der Holz- und Landwirtschaft entwickelte sich der Ort zu einer kleinen Stadt. In den letzten 20 Jahren ist der Tourismus zur Hauptbeschäftigungsquelle geworden. Creel zählt rund 5000 Einwohner, viele davon sind Ureinwohnern der Rarámuri-Ethnie.

Indigenes Volk der Tarahumara

Rund um Creel leben viele Indigene der Tarahumara Kultur, oder Rarámuri, wie sie sich selbst nennen. Rarámuri bedeutet »jene die schnell laufen« oder die Schnellläufer. Tatsächlich sind sie hervorragende Langstreckenläufer, Laufen nimmt in der Kultur einen hohen Stellenwert ein. Früher jagte das Volk unermüdlich Wildtiere im Gebirge. Heute veranstalten sie immer noch ein traditionelles Spiel und treiben dabei einen Holzball auf einer Strecke von oft mehr als 100 km vor sich her. Athleten der Rarámuri nehmen auch erfolgreich an Ultramarathons teil.

Die Rarámuri zogen sich vor rund 400 Jahren in die damals abgelegenen Berge der Sierra Madre zurück, um den spanischen Siedlern und Missionaren auszuweichen. Trotz der Anfeindung durch Minenarbeiter, Holzfäller, Eisenbahnern, Drogengangs und zu einem gewissen Punkt auch durch Touristen, konnten sie dank der isolierten Lebensweise ihre Sprache, Traditionen und Identität bewahren. In der Umgebung von Creel leben sie in Höhlen und kleinen Häusern in den Canyons und in Dörfern in der Sierra Tarahumara.

Besuch in Creel

Nach einer sechsstündigen Fahrt mit dem »Chepe«, der Zugskomposition auf der Strecke von Chihuahua durch die Kupferschlucht, erreichen wir unser Tagesziel Creel. Kaum sind wir aus dem Wagon geklettert, belagert uns sofort eine ganze Schar Kinder. Unter geschicktem Einsatz der weit aufgerissenen, hoffnungsvoll flehenden Kinderaugen, wollen sie uns zu unserer Unterkunft führen und sich dabei einige Pesomünzen verdienen.

Creel ist eine ruhige und friedliche Stadt. Während der Sommermonate erfüllt das süße, natürliche Aroma von Kiefern die reine Bergluft. Der Ort ist von Wäldern und interessanten Felsformationen umgeben.

Wir spazieren auf der Calle Tarahumara vom Bahnhof zum Hauptplatz. Hier gibt es zwei Kirchen und den Laden von Artensanias Misión, in dem du wertvolle Tipps, Bücher über die Sierra und indianische Handwerksarbeiten bekommst. In der Mitte der Plaza befindet sich ein Kiosko, ein kleiner Pavillon mit einem Holzdach, welcher aus irgendwelchen Gründen mit hölzernen Drachen dekoriert ist.

Die Avenida López Mateos führt von der Plaza gegen Süden, gesäumt von Restaurants, Hotels und Shops mit Dingen, die man so braucht. Jenseits der Bahngleise befinden sich ein paar weitere Restaurants und Hotels, der Busbahnhof, sowie die »Casa de las Artensanias del Estado de Chihuahua«, ein Laden mit Kunsthandwerk und Museum. Es informiert über die Zeiten des Eisenbahnbaus und über die Kultur der Tarahumara.

Bahnhof Creel Kupferschlucht
Der Bahnhof von Creel, Etappenort auf der Bahnreise durch die Kupferschlucht.

Touren und Ausflüge

Der unscheinbare Ort Ceel ist jedenfalls einen Zwischenstopp wert, die Gegend hat etliche lohnenswerte Ausflugsziele und natürliche Attraktionen zu bieten. Auf einem Tagesausflug besuchen wir den Arareco-See und die bizarren Felsformationen im Tal der Pilze, Frösche und Mönche. Am nächsten Tag wandern wir durch die fantastische Schluchtenlandschaft der Sierra Tarahumara, durch ausgedehnte Wälder zum Wasserfall Cusárare und zu den heißen Quellen von Rekowata tief unten in der Tarárecua-Schlucht. Ein weiterer Tagesausflug führt uns zum Wasserfall von Basaseachi, dem höchsten Wasserfall Mexikos, der sich inmitten der rauen Bergwelt über 300 m in ein kleines Felsbecken ergießt.

San Ignacio

Eine schöne Wanderung die du auf eigene Faust unternehmen kannst, führt zum Dorf San Ignacio und in die Täler der Pilze, Frösche und Mönche. Alternativ kannst du auf einem Pferd dorthin reiten oder ein Mountainbike mieten. Das kleine Dorf San Ignacio Arareko liegt nur 1 km südöstlich von Creel. Gegen eine bescheidene Eintrittsgebühr erhältst du Zutritt zur Rarámuri Gemeinde, in der die Bewohner in kleinen Häusern und auch Höhlen hausen, unter anderem in der Cueva de Sebastián. Sehr malerisch präsentiert sich die Missionskirche San Ignacio, mitten in dieser Landschaft aus skurrilen Felsformationen.

Valle de los Hongos und Valle de las Ranas

In nächster Nähe kannst du das Tal der Pilze besuchen. Steine scheinen übereinander gestapelt zu sein und haben die Form von gigantischen Pilzen. Im Valle da las Ranas ähneln die Felsformationen Fröschen. Rarámuri Frauen verkaufen hier ihr Kunsthandwerk. Bestimmt eine gute Sache, um die Familien direkt zu unterstützen.

Valle de los Monjes

Nach weiteren 7 km gegen Osten gelangst du zum Valle de los Monjes, in das Tal der Mönche. Es erwarten dich imposante vertikale Felsen, die eine Höhe von 50 Metern erreichen, als hätte sich ein Künstler seit Millionen von Jahren der Herstellung dieser Felsformationen gewidmet.

Lago de Arareco

Folge der Hauptroute aus dem Städtchen Creel auf dem Weg nach Cusárare, nach 8 km gegen Südosten kommst du zum Lago de Arareco. Der bezaubernde See liegt inmitten eines Waldes aus Kiefern und Eichen. Im bläulich schimmernden Wasser spiegeln sich die Bäume und Felsen. Ein idealer Ort, um zu wandern und die Natur zu genießen. Falls ihr mehrere Leute seid, könnt ihr eine Cabañas (Blockhütte) mieten.

Wasserfall Cusárare

Nach etwa 14 km auf derselben Straße, zweigt rechts der Weg zum Wasserfall Cusárare ab. Der etwa 30 m hohe Fall ist wunderschön eingerahmt von markanten Felsen der Schluchtenlandschaft der Sierra Tarahumara.

Aguas Termales Rekowata

Um die Thermalquellen von Rekowata zu besuchen, kannst du in Creel eine Tour buchen. Auf eigene Faust bist du auf ein Auto angewiesen, dann erreichst du Rekowata über die Straße in Richtung Divisadero. Nach rund 7 km biegst du links ab und folgst einer unbefestigten Route ca. 11 km bis zu einem Parkplatz.

Nun geht’s für alle zu Fuß weiter, tief runter in die Tarárecua-Schlucht. Die heißen Quellen plätschern von einem kleinen Wasserfall in die am Hang des Canyons angebrachten Schwimmbecken. Bei 35° kannst du wunderbar entspannen und die Aussicht über die attraktive Umgebung genießen. Trotz der relativen Abgeschiedenheit kann hier am Wochenende einiges los sein, versuche wenn immer möglich unter der Woche das Thermalbad zu besuchen.

Wasserfall Cascada Basaseachi

Welches ist der höchste Wasserfall in Mexiko? Dieser Fakt scheint umstritten und du findest dazu unterschiedliche Informationen. Wir klären das Rätsel nun ein für alle Mal. Der höchste Wasserfall in Mexiko heißt eigentlich Cascada Piedra Volada, mit einer Fallhöhe von 453 m. Da dieser Wasserfall jedoch nur in der Regenzeit Wasser führt, wird die Cascada Basaseachi mit 246 m als grösster Wasserfall Mexikos bezeichnet, da er eben ganzjährig plätschert.

Gleich vorweg, beide Wasserfälle liegen nicht in unmittelbarer Nähe von Creel. Aber Creel ist ein guter Ausgangspunkt für den Besuch des Nationalparks und einige Anbieter bieten sehr lohnenswerte Tagestouren dorthin.

Der »Parque Nacional Cascada de Basaseachic« befindet sich in der als Sierra Tarahumara bekannten Unterteilung der Sierra Madre Occidental in der Nähe der Gemeinde Ocampo. Tektonische Plattenbewegungen haben die dramatische Topologie mit tiefen Schluchten und hohen Bergen erzeugt. Mitten im Nationalpark stürzt die Cascada Basaseachi über eine Felskanten 246 m in die Tiefe.

Meist besuchst du auf den Touren verschiedene Aussichtspunkte. Diejenigen von Rancho San Lorenzo und La Ventana bieten spektakuläre Aussichten auf den Candameña Canyon und den Wasserfall. Auf einem steilen Pfad kannst du auch zum Fuß der Kaskade wandern.

Wasserfall Cascada Piedra Volada

Etwas weiter flussabwärts im gleichen Canyon erwartet dich ein weiterer Wasserfall der Superlative. Zum genauen Namen gibt es verschiedene Angaben. Einerseits Cascada Piedra Volada, also der Wasserfall des fliegenden Steins, andererseits Cascada Piedra Bolada, der Wasserfall des gerundeten Steins. Die Aussprache des V und B ist im mexikanischen Spanisch fast genau gleich, was weiter für Verwirrung sorgt.

Jedenfalls heißt der Zubringerfluss Corriente de Piedra Bolada und da gibt es eine abgerundete Felsformation, daher scheint der korrekte Name Cascada Piedra Bolada. Das mit dem fliegenden Stein tönt wohl attraktiver für solch einen gigantischen Wasserfall und dieser Name scheint geläufiger.

In der Regenzeit von Juni bis Oktober bietet er 453 m freien Fall runter in die Candameña-Schlucht, wird also temporär zum höchsten Wasserfall Mexikos. Es gibt eine zwei Kilometer lange unbefestigte Straße vom Dorf Huajumar, die zu einem Parkplatz führt. Von dort gilt es weitere zwei Kilometer bis zu den Aussichtspunkten zu Fuß zu gehen. Die Mühe lohnt sich, du wirst mit einem unbeschreiblichen Panoramablick belohnt.


Reiseinformationen

An- und Weiterreise

Mit dem Bus

Da die gebirgige und spektakuläre Landschaft erst bei Creel so richtig losgeht, kannst du die Reise von Chihuahua nach Creel auch mit dem Bus unternehmen. Das dauert rund 4.5 h, ist somit schneller und die Busse fahren öfter, was dir mehr Flexibilität gewährt.

Mit dem Zug

Der definitiv beste Weg, um nach Creel zu gelangen, ist die Zugreise mit der Kupferschluchtbahn. Die Fahrt von Chihuahua hierher dauert rund 6 Stunden. Vom Westen kommend ist Divisadero der nächste Bahnhof, die Reisedauer beträgt 1.5 bis 2 Stunden.

Zug auf Brücke im Kupfer Canyon
Mit dem Zug durch die Kupferschlucht.

Wetter und Klima

Das Klima in Creel reicht von mild bis kalt im Frühling und im Sommer ist die Sonne intensiv, obwohl sich die Luft frisch anfühlt und es wenig regnet. Wenn du einen Besuch im Winter planst, musst du mit sehr kalten Temperaturen rechnen, es kann sogar schneien. Warme Kleider gehören dann unbedingt ins Gepäck.

Hotels und Unterkünfte

Creel bietet Unterkünfte aller Art. Bei Traveller und Backpacker beliebt ist das legendäre Casa Margarita, mit einfachen, aber sauberen Zimmern. Die gleiche Familie führt auch das Hotel Plaza Mexicana Margaritas, eine empfehlenswerte Unterkunft der mittleren Preisklasse. Die Zimmer liegen an einem Innenhof mit einem schönen Garten. Eine der besten und stilvollsten Unterkünfte ist The Lodge at Creel, mit Zimmern in gemütlichen Blockhütten.

Touroperator

Die meisten Hotels und unabhängige Veranstalter mit Büros in Creels Zentrum bieten Ausflüge und Touren zu den umliegenden Sehenswürdigkeiten, sowie Abenteuertourismus an. Du kannst je nach Gusto wandern, mountainbiken, klettern oder mit einem Pferd ausreiten.