Präsidentschaftswahlen: Claudia Sheinbaum gegen Xóchitl Gálvez

Am Sonntag, 2. Juni 2024 finden in Mexiko die Präsidentschaftswahlen statt. Gesucht wird die Nachfolgerin des populistischen Staatschefs Andrés Manuel López Obrador (AMLO). Zwei Frauen konkurrieren um das Amt als erste Präsidentin in der Geschichte Mexikos: Claudia Sheinbaum von der amtierenden Regierungspartei MORENA und Xóchitl Gálvez vom Oppositionsbündnis.

Die linke Regierungspartei MORENA hat in den letzten Jahren bei mexikanischen Wahlen deutlich zugelegt, sie stellt rund zwei Drittel aller Gouverneure der 32 Bundesstaaten. Ihre Kandidatin Claudia Sheinbaum gilt als klare Favoritin bei den diesjährigen Präsidentschaftswahlen. Ihre Herausforderin heißt Xóchitl Gálvez, eine erfolgreiche Unternehmerin und Senatorin des Gliedstaates Hidalgo. Somit wird erstmals in der Geschichte Mexikos eine Frau das Amt als Staatsoberhaupt und Regierungschefin übernehmen.

Mexiko Präsidentschaftswahl 2024
Wahlkampf der Präsidentschaftskandidatin Claudia Sheinbaum im Bundesstaat Puebla.

Wahlprozess in Mexiko

Am Sonntag, 2. Juni 2024 finden in Mexiko die Präsidentschaftswahlen statt. Der mexikanische Staatspräsident oder Staatspräsidentin wird direkt vom Volk gewählt. Die sieben beim nationalen Wahlinstitut Mexikos (Instituto Nacional Electoral INE) registrierten politischen Parteien haben das Recht an den Wahlen teilzunehmen:

  • MORENA: Movimiento Regeneración Nacional
  • PRI: Partido Revolucionario Institucional
  • PAN: Partido Acción Nacional
  • PRD: Partido de la Revolución Democrática
  • PT: Partido del Trabajo
  • VERDE oder PVEM: Partido Verde Ecologista de México
  • MC: Movimiento Ciudadano

Dabei haben sich die folgenden Koalitionen gebildet:

Koalition: »Juntos Hacemos Historia« (Zusammen schreiben wir Geschichte)
Parteien: Morena, PT und VERDE
Kandidatin: Claudia Sheinbaum Pardo (MORENA)

Koalition: »Frente Amplio por México« (Breite Front für Mexiko), auch genannt »Fuerza y Corazón por México« (Stärke und Herz für Mexiko)
Parteien: PRI, PAN, PRD
Kandidatin: Bertha Xóchitl Gálvez Ruiz (PAN)

Partei: Movimiento Ciudadano (Bürgerbewegung)
Kandidat: Jorge Álvarez Máynez (MC)

Der Amtsantritt erfolgt im Oktober 2024. Die Amtszeit beträgt 6 Jahre, eine Wiederwahl ist nicht möglich.


Claudia Sheinbaum

  • Kompletter Name: Claudia Sheinbaum Pardo
  • Geburtsdatum: 24. Juni 1962
  • Herkunft: Mexiko-Stadt
  • Beruf: Physikerin, Politikerin
  • Partei: Morena (Movimiento Regeneración Nacional)
2024 Wahlen in Mexiko mit Kandidatin als Präsidentin Claudia Sheinbaum
2024 Wahlen in Mexiko mit Kandidatin als Präsidentin Claudia Sheinbaum. (Fotos: Twitter / X-Account von Claudia Sheinbaum)

Familie und Privatleben

Claudia Sheinbaum wurde 1962 in Mexiko-Stadt geboren. Ihre Mutter ist Biologin, ihr Vater Chemieingenieur. Die Eltern haben jüdische Vorfahren aus Bulgarien und Litauen.

Von 1987 bis 2016 war Sheinbaum mit dem Politiker Carlos Ímaz Gispert verheiratet. Interessant ist der Fakt, dass sowohl Gispert wie auch der amtierende Präsident Andrés Manuel López Obrador Gründungsmitglieder der Partei der Demokratischen Revolution (Partido de la Revolución Democrática PRD) sind, einer bei den Präsidentschaftswahlen 2024 konkurrierenden Partei.

Im Jahr 2022 schloss sie das Ehebündnis mit dem Wissenschaftler Jesús María Tarriba. Sheinbaum hat zwei Kinder.

Studium, berufliche und politische Laufbahn

1989 schloss Claudia Sheinbaum das Studium der Physik an der Universidad Nacional Autónoma de México (UNAM) in Mexiko-Stadt ab. 1994 folgte der Abschluss der Doktorarbeit in den USA. Sie arbeitete unter anderem als Wissenschaftlerin und war Beraterin der Comisión Federal de Electricidad (CFE), dem staatlichen Konzern zur Erzeugung und Versorgung mit Elektrizität. 

Bei den politischen Ämtern war sie von 2000 bis 2006 Umweltministerin in Mexiko-Stadt, damals noch unter dem damaligen Bürgermeister und heutigen Präsidenten Andrés Manuel López Obrador. Im Jahr 2015 wurde sie selbst zur Bürgermeisterin gewählt, zuerst im hauptstädtischen Verwaltungsbezirk Tlalpan und danach übte sie das Amt von 2018 bis 2023 in Mexiko-Stadt aus.

Claudia Sheinbaum als Präsidentschaftskandidatin 

Im September 2023 nominierte die regierende Koalition Sheinbaum zu ihrer offiziellen Kandidatin für die Präsidentschaftswahlen 2024 und als Nachfolgerin ihres Parteikollegen Andrés Manuel López Obrador. Gemäss aktuellen Umfragen gilt sie zurzeit als aussichtsreichste Anwärterin auf Mexikos Präsidentenamt.

Sheinbaum hat als Bürgermeisterin von Mexiko-Stadt als pragmatische Sachpolitikerin stark an Profil und Bekanntheit gewonnen. Sie gilt als politische Ziehtochter des amtierenden Präsidenten, wird gar als eine politische Marionette von AMLO kritisiert. Anders als ihr Parteikollege, verfällt sie jedoch nicht so offensichtlich dem Populismus, sucht kein Bad in der Menge, präsentiert sich als Technokratin mit eher bescheidenem Charisma.  

Trotzdem wird erwartet, dass sie als neue Präsidentin die soziale Transformation und politischen Ansätze AMLOs fortführen wird. Dies umfasst unter anderem die wirtschaftliche Entwicklung unter staatlicher Kontrolle und die staatliche Förderung von Infrastrukturprojekten.


Xóchitl Gálvez

  • Kompletter Name: Bertha Xóchitl Gálvez Ruiz
  • Geburtsdatum: 22. Februar 1963
  • Herkunft: Tepatepec, Bundesstaat Hidalgo
  • Beruf: Ingenieurin, Politikerin
  • Partei: PAN (Partido Acción Nacional)
2024 Wahlen in Mexiko mit Kandidatin Xochitl Galvez
Xochitl Galvez posiert mit Aktivistinnen der Partei PAN. (Foto: Facebook-Account von Xochitl Galvez)

Familie und Privatleben

Xóchitl Gálvez wurde 1963 in der Kleinstadt Tepatepec im Bundesstaat Hidalgo geboren. Ihr Vater ist Lehrer, ihre Mutter kümmerte sich um Haushalt und die Kinder. Die Eltern gehören dem indigenen Volk der Otomi an, welche in Zentralmexiko heimisch sind. Sie ist mit dem Chemieingenieur Rubén Sánchez Manzo liiert, aber nicht verheiratet und hat zwei Kinder.

Studium, berufliche und politische Laufbahn

2010 schloss Gálvez das Studium als Ingenieurin der Computertechnik an der Universidad Nacional Autónoma de México (UNAM) in Mexiko-Stadt ab. Seither hat sie unter anderem als Programmiererin und Systemanalytikerin für das Nationale Institut für Geografie und Statistik (INEGI) gearbeitet, war Leiterin der Telekommunikationsabteilung des World Trade Center in Mexiko City und von 2003 bis 2006 stand sie als Leiterin dem Nationalen Institut für indigene Völker Mexikos vor. Während drei Jahren war sie Delegationsleiterin im Stadtbezirk Miguel Hidalgo in Mexiko-Stadt. Von 2018 bis 2023 politisierte Gálvez als Senatorin im mexikanischen Parlament.

Dazu hat sie sich als erfolgreiche Unternehmerin in der Technologiebranche und als Philanthropin einen Namen geschaffen.

Xóchitl Gálvez als Präsidentschaftskandidatin

Um bessere Chancen gegen die dominante Regierungspartei MORENA zu erhalten, schlossen sich die Oppositionsparteien PAN, PRD und PRI zu einem Wahlbündnis zusammen: »Frente Amplio por México« (Breite Front für Mexiko), auch genannt »Fuerza y Corazón por México« (Stärke und Herz für Mexiko). Xóchitl Gálvez wurde als Spitzenkandidatin im Rennen um die Präsidentschaft aufgestellt.  

Die konservative Politikerin sieht sich gerne als Vertreterin der indigenen Völker, setzt sich auch für deren Rechte ein, doch vertritt sie gleichzeitig eine bürgerliche und unternehmerfreundliche Politik. Obwohl sie oft gegen den aktuellen Präsidenten Andrés Manuel López Obrado wettert, weiß sie, wie populär die Sozial- und Wohlfahrtsprogramme des linken Politikers sind und verspricht deren Weiterführung.

Sie gilt als extrovertiert und unkonventionell. So hat sie sich schon als Dinosaurier verkleidet oder sich an einen Stuhl gekettet, um ihren politischen Standpunkt vorzubringen. Sie ist bekannt als mitreißende Rednerin. Legendär ist ihre Aussage, sie wolle eine Regierung bilden ohne Faulenzer, Diebe und Idioten («huevones, rateros y pendejos»).


Jorge Álvarez

  • Kompletter Name: Jorge Álvarez Máynez
  • Geburtsdatum: 8. Juli 1985
  • Herkunft: Zacatecas, Bundesstaat Zacatecas
  • Beruf: diverse Master-Abschlüsse, Politiker
  • Partei: MC (Movimiento Ciudadano)

Ursprünglich sollte Jorge Alvarez nur den Präsidentschaftswahlkampf seines Parteikollegen Samuel Garcia unterstützen. Doch Garcia zog seine Kandidatur zurück, da er als Gouverneur des Bundesstaates Nuevo Léon eine lokale Regierungskrise meistern musste.

Erst im Januar 2024 nominierte die Partei der Bürgerbewegung den jungen, wenig bekannten Jorge Alvarez als neuen Präsidentschaftskandidaten. Er ist absoluter Außenseiter und wird kaum eine Chance auf die Wahl haben.