El Tajin und die Pyramide der Nischen
El Tajin ist eine der beeindruckendsten archäologischen Stätten Mexikos und liegt im Bundesstaat Veracruz, nahe der Stadt Papantla. Berühmt ist sie vor allem für die prachtvolle »Pyramide der Nischen« (Pirámide de los Nichos) und die zahlreichen Ballspielplätze. Nach der Machtübernahme der Totonaken wurde El Tajin deren Zeremonialzentrum. Die Ruinen gehören seit 1992 zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Mitten im Bundesstaat Veracruz, zwischen den Ortschaften Papantla und Poza Rica, liegt die antike Stätte von El Tajin. Sie war die mächtigste Stadt an der Golfküste Mexikos der damaligen Zeit und ist heute die bedeutendste archäologische Ausgrabungsstätte in dieser Region. Der Name El Tajín stammt aus eine lokalen Sprache und bedeutet so viel wie »Ort des Donners oder Blitzes« – ein Hinweis auf die mythische Verbindung der Stadt zu Wettergöttern.
El Tajin war einige Jahrhunderte in der dichten tropischen Vegetation von Veracruz verborgen. Durch Zufall wurde die Ruinenstadt (wieder) entdeckt und in den 1990er Jahren von der UNESCO als Weltkulturerbe aufgenommen.

Geschichte und Entwicklung von El Tajin
Gründung und erste Bewohner
Die exakte Gründung von El Tajin ist nicht eindeutig. Man geht davon aus, dass die frühesten Siedlungsstrukturen ca. 100 vor Christi entstanden. Die ersten Bewohner gehörten nicht einer bestimmten Volksgruppe an. Archäologen sprechen der Einfachheit halber von »Golfküsten-Kulturen«.
Die Menschen wurden also hier sesshaft und begannen das Gebiet zu kultivieren und einfache Siedlungen zu bauen. Bis ca. 600 n. Chr. entwickelten sich städtische Strukturen, neben den Wohnhäusern wurden auch Tempel und Ballspielplätze errichtet. In dieser Zeit vermischten sich lokale Traditionen mit Einflüssen von Teotihuacán, einer mächtigen Stadt im zentralmexikanischen Hochland. El Tajín begann, sich als regionales Zentrum zu etablieren, mit wachsender Bevölkerungszahl und zunehmender politischen Bedeutung.
Blütezeit von El Tajin
El Tajin erlebte seine Blütezeit zwischen etwa 600 und 1200 n. Chr. Die Stadt kontrollierte wichtige Handelsrouten, wurde zu einem mächtigen Stadtstaat und zum politischen Zentrum an der Golfküste Mexikos. Schätzungsweise 15’000 bis 20’000 Menschen lebten während der Blütezeit in der Stadt und ihrem unmittelbaren Umland.
Herrscherfamilien und Priester bildeten die Elite, die ihre Macht durch Architektur und Rituale legitimierten. Verehrt wurden insbesondere Wetter- und Fruchtbarkeitsgötter, darunter der Donnergott. Dies unterstreicht die Wichtigkeit der Namensgebung der Stadt, wie oben erwähnt, bedeutet Tajin »Donner«.
Zu den architektonischen Meisterleistungen der Blütezeit zählen kunstvolle Paläste und komplexe Tempelbauten wie die Pyramide der Nischen, bekannt durch die 365 kunstvoll gearbeiteten Nischen, die vermutlich die Tage des Jahres symbolisieren – ein Beleg für das astronomische Wissen der Baumeister. Charakteristisch für El Tajin sind zudem die zahlreichen Ballspielplätze, mehr als jede andere mesoamerikanische Stadt zu dieser Zeit. Das deutet darauf hin, dass das rituelle Ballspiel nicht nur religiöse, sondern auch soziale und politische Bedeutung hatte.
Niedergang der Stadt
Um das 13. Jahrhundert herum wurde El Tajin plötzlich verlassen. Die Einwohner zogen weg oder wurden vertrieben, die Stadt zerfiel langsam und wurde von der Natur überwuchert. Die Gründe sind nicht abschließend bekannt, aber wahrscheinlich spielten mehrere Faktoren eine Rolle. Es könnte zu Machtkämpfen in der Golfregion gekommen sein und rivalisierende Völker strebten eine politische Umwälzung an. Ein weiterer Grund könnte eine klimatische Veränderung gewesen sein und eine damit verbundene Erschöpfung der Ressourcen.
Das Volk der Totonaken
Die Ursprünge und die frühe Geschichte der Totonaken ist nicht vollständig geklärt. Schon vor dem Aufstieg von El Tajin siedelten sie in der heutigen Golfküstenregion, insbesondere in fruchtbaren Tälern des östlichen Hochlands und der Sierra Madre Oriental. Sie lebten in kleineren, dezentral organisierten Gemeinschaften und betrieben Ackerbau, insbesondere Maisanbau, sowie Handel mit Nachbarvölkern.
Nach dem Niedergang von El Tajin um das 13. Jahrhundert übernahmen die Totonaken nach und nach das Gebiet des heutigen Bundesstaates Veracruz. Sie machten es zu einem Teil ihres kulturellen Einflussraums und bewahrten viele Elemente der älteren Traditionen, darunter religiöse Riten und architektonische Stile. Sie verehrten El Tajin als heiligen Ort ihrer Vorfahren. Doch gibt es keine eindeutigen Hinweise darauf, dass sie die Stadt in großem Stil weiterentwickelten oder ausbauten. Vielmehr als eine bewohnte Stadt schien es zu einer rituellen Stätte geworden zu sein.
Als die Spanier im 16. Jahrhundert in die Region vordrangen, waren die Totonaken eines der ersten Völker, die sich mit den Konquistadoren verbündeten. Der Hintergrund war die erbitterte Feindschaft mit den Azteken, denen sie tributpflichtig waren. Sie erhofften mit Hilfe der Spanier die Azteken zurückdrängen zu können. Den Spaniern erleichterte diese Allianz den Vorstoß ins mexikanische Hochland.
Nach der spanischen Eroberung des Aztekenreichs, wurden die Totonaken jedoch nicht mehr als Verbündete angesehen und wie anderen indigene Völkern wurde ihnen Arbeits- und Steuerpflichten auferlegt.
Mittlerweile hatte die Natur die Ruinen von El Tajin zurückerobert, bis sie im 18. Jahrhundert von europäischen Entdeckern wieder in den Aufzeichnungen auftauchten. Seit 1992 gehört El Tajín zum UNESCO-Weltkulturerbe und gilt als eines der besterhaltenen Beispiele für präkolumbische Architektur in Mexiko.
Bauwerke und Architektur von El Tajin
Schon beim Betreten der archäologischen Zone von El Tajín spüren wir, dass dieser Ort etwas Besonderes ist. Die Ruinen liegen eingebettet in sattes Grün, und zwischen den Bäumen tauchen nach und nach die ersten Steinstrukturen auf. Als wir die Pyramide der Nischen zum ersten Mal sehen, stockt uns kurz der Atem, es ist einfach nur ungemein eindrücklich. Beim Weitergehen öffnen sich weite Plätze, Ballspielanlagen und Treppenanlagen, die das Gefühl geben, durch eine schlafende Stadt zu wandern, die noch voller Geheimnisse steckt. Obwohl wir schon ganz viele prähistorische Stätten in Mexiko besucht haben, empfinden wir El Tajin als eine der eindrücklichsten Anlagen.
Die Nischenpyramide von El Tajin
Das Prunkstück der hübsch in den Regenwald eingebetteten Anlage, ist die 25 m hohe Pyramide der Nischen (Pirámide de los Nichos), ein Meisterwerk der mesoamerikanischen Architektur. Sie zeichnet sich durch die die sechs Plattformen mit den 365 quadratisch gestalteten Nischen aus, welche wahrscheinlich das Sonnenjahr symbolisieren sollten. Die Nischen sind ein rein ornamentales Bauelement, die Vermutung, dass in jeder Nische eine Figur gestanden habe, erwies sich gemäss den neusten Studien als falsch. Archäologen nehmen jedoch an, dass das Bauwerk nicht nur als Tempel, sondern auch als kosmisches Symbol und zeremonieller Ort genutzt wurde. Schon aus der Ferne wirkt die Pyramide monumental und zieht Besucher sofort in ihren Bann.

Ballspielplätze von El Tajin
Die Ballspielplätze von El Tajín gehören zu den größten und am besten erhaltenen in ganz Mesoamerika. Insgesamt wurden über 17 Plätze entdeckt, die durch ihre Länge, breite Spielflächen und massive Toranlagen auffallen. An den Wänden einiger Plätze sind kunstvolle Reliefs erhalten, die Szenen des rituellen Ballspiels zeigen, darunter Spieler in traditioneller Kleidung und Darstellungen von Göttern. Das Ballspiel war nicht nur sportlich, sondern auch tief religiös: Es symbolisierte den Kampf zwischen Leben und Tod, Sonne und Mond oder Mensch und Gottheit.
Beim »Juego de Pelotas« mussten die Spieler mit den Hüften einen Kautschuk-Ball durch einen hochgelegten Ring befördern. Das Ritual endete mit einer Menschenopferung entweder des Verlierers oder auch des Gewinners. Diese Anerkennung für die Götter sterben zu dürfen, wurde dazumal als eine hohe Ehre angesehen.
Paläste und Wohnbauten
Neben Tempeln und Ritualplätzen beeindrucken in El Tajín auch mehrere Paläste und Wohnanlagen, die auf die einstige gesellschaftliche Organisation hinweisen. Besonders auffällig ist der sogenannte Palacio de los Gobernantes (Palast der Herrscher), ein weitläufiger Komplex mit Innenhöfen, Treppen, Säulen und fein gearbeiteten Steinreliefs. Hier lebten vermutlich die politischen und religiösen Eliten der Stadt.
Auch kleinere Wohnbauten und Verwaltungsgebäude sind erhalten, viele mit gut durchdachter Architektur, Entwässerungssystemen und dekorativen Elementen. Diese Strukturen geben Einblick in das tägliche Leben der herrschenden Klasse und zeigen, wie hochentwickelt die Stadt einst war.
Säulenhallen und Altäre
In El Tajin finden sich auch mehrere Säulenhallen und Altäre, die auf die religiöse und zeremonielle Bedeutung der Stadt hinweisen. Besonders eindrucksvoll sind die steinernen Säulen, teils reich verziert mit Reliefs, die Götter, Priester oder rituelle Szenen darstellen. Diese Hallen dienten vermutlich als Versammlungsorte für zeremonielle Anlässe oder als Tempelräume.
Die Altäre, meist schlichte Steinblöcke mit symbolischer Bedeutung, standen oft in direkter Nähe zu Tempeln oder auf zentralen Plätzen. Sie waren vermutlich Opferstätten, an denen Rituale und spirituelle Handlungen vollzogen wurden. Auch wenn sie weniger monumental wirken als die Pyramiden, vermitteln sie ein tiefes Gefühl für die religiöse Welt der damaligen Bewohner.

Besucherinformationen und Tipps
- Öffnungszeiten: Montag bis Sonntag, von 08:00 bis 17:00 Uhr
- Kosten: 90 Pesos
- Beste Besuchszeit: In der Trockenzeit von November bis April
Anreise und Weiterreise
Der nächstgelegene Verkehrsknotenpunkt ist die Stadt Papantla, im Bundesstaat Veracruz. Es gibt Fernbusse von/bis Veracruz-Stadt, Xalapa oder Mexiko-Stadt. Ein alternatives Reiseziel könnte Poza Rica sein, eine größere Metropole mit noch mehr Busverbindungen.
Von Papantal oder auch Poza Rica kannst du entweder ein Colectivo (Sammeltaxi) oder ein Taxi nehmen. Die Fahrzeit beträgt 10 Minuten, respektive 30 Minuten von Poza Rica kommend.
Übernachten, Hotels und Unterkünfte
Für einen Besuch von El Tajin bietet sich eine Übernachtung in der kleinen, charmanten Stadt Papantla* an, nur etwa 10 Minuten von der Ausgrabungsstätte entfernt. Dort gibt es einfache Hotels, Gasthäuser und Cabañas, oft in fußläufiger Nähe zum Zentrum und zu lokalen Restaurants. Alternativ kann man in der größeren Stadt Poza Rica* übernachten, die mehr Auswahl an modernen Hotels und besserer Verkehrsanbindung bietet.
Touren und Ausflüge
Ein Tagesausflug von Veracruz-Stadt nach El Tajín beginnt früh morgens mit einer landschaftlich reizvollen Fahrt entlang der Golfküste bis in die Region von Papantla. Vor Ort führt ein lokaler Guide durch die beeindruckende Ruinenstadt, erklärt die Bedeutung der Pyramide der Nischen, der Ballspielplätze und religiösen Bauwerke und bringt die Geschichte der Totonaken zum Leben. Der Ausflug wird mit einem Besuch von Papantla kombiniert, inklusive Vorführung des traditionellen »Danza de los Voladores«.
Den Tagesausflug mit kundiger Führung kannst du ganz einfach über GetYourGuide buchen*
Voladores de Papantla
Der Tanz der Voladores de Papantla ist ein präkolumbianisches Ritual, eine Mischung aus Akrobatik und mexikanischem Bungy Jumping. Die Zeremonie wurde von verschiedenen indigenen Volksgruppen in Mexiko veranstaltet, insbesondere jedoch im Stammland der Totonaken und Huasteken, in der Region von Papantla.
Fünf Männer klettern einen rund 30 m hohen Masten hoch zu einer sich drehenden Plattform. Während einer mit Flöte und Trommel musiziert, lassen sich vier Voladores (Flieger) an den Füssen angemacht kopfüber fallen und schwingen um den Pfosten, und gleiten mit jeder Umdrehung näher dem Boden zu.

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