Yagul im Valle Central von Oaxaca

Unweit der Marktstadt Tlacolula befindet sich die historische Ausgrabungsstätte von Yagul. Sie ist schon von weitem sichtbar. Das Setting am Hang eines hohen Felsenhügels, in der von Kakteen übersäten Landschaft ist unschlagbar. Der Blick auf das Tal von Oaxaca ist atemberaubend. Der Ort wurde von den Zapoteken gegründet. Er besticht durch den besonders sehenswerten Ballspielplatz. Eine Festung und ein Palast mit sechs Innenhöfen gehören ebenfalls zur Anlage.

Reise durch das Valle Central von Oaxca

Um nach Yagul zu gelangen, nimmst du in Oaxaca-Stadt im Busbahnhof »Central de Autobuses de Sugunda Clase« einen Bus in Richtung Mitla, bis in die Provinzstadt Tlacolula de Matamoros. Die Fahrt für die rund 30 km dauert etwa 45 Minuten.

Marktstadt Tlacolula de Matamoros

Die Kleinstadt ist das wichtigste Handelszentrum für das Tlacolula-Tal und ist vor allem für ihren sonntäglichen Markt bekannt. Dazu dient sie als Ausgangspunkt für die Besichtigung der historischen Stätte Yagul.

Am sonntäglichen Markttag strömen Indigenas aus der ganzen Umgebung nach Tlacolula. In der Markthalle und in den angrenzenden Straßen werden die Stände aufgebaut, welche mit abenteuerlich befestigten Planen gegen Sonne und Regen geschützt werden.

Der Markt geht schon frühmorgens los, langsam füllen sich die Gassen mit Ständen, Kunden, Stimmen und Gerüchen. Einige Einheimische tragen noch traditionelle Kleidung und allenfalls erkennst du, dass sie nicht immer Spanisch sprechen. Die lokale Sprache ist Zapotekisch, der indigene Dialekt, der im Valle Central seit Jahrhunderten gesprochen wird.

Auf dem Markt finden die Oaxaceños alles was sie zum Leben brauchen, von landwirtschaftlichen Produkten mit frischem Obst und Gemüse bis Haushaltswaren und von Werkzeugen bis zu Kleinvieh. Doch geht es nicht nur um den Konsum, der Markt ist auch ein wichtiger sozialer Treffpunkt. Man trifft sich, tauscht sich aus und verpflegt sich an einem der Food-Stände mit lokalen Köstlichkeiten.

Zum Essen mögen die Einheimischen gerne Tlayudas, eine große, knusprige Tortilla angereichert mit Fleisch, Bohnen und Käse. Barbacoa de Chivo, langsam gegartes Ziegenfleisch ist ebenfalls eine Delikatesse. Lokale Familien betreiben kleine Destillerien zur Herstellung von Mezcal. Dazu werden die Herzen der Agave-Pflanze in einem Ofen geröstet, danach zerkleinert und ausgepresst. Nach dem Destillationsprozess entsteht der fertige Mezcal. Musst du unbedingt probieren, wenn du in Tlacolula zu Besuch bist.

Mezcal trinken und probieren in Oaxaca
Mezcal trinken und probieren kannst du in den zahlreichen familiär geführten Destillerien im Valle Central von Oaxaca.

Besuch in Yagul

Wie kommst du nach Yagul?

Die archäologische Stätte befindet sich einige Kilometer außerhalb von Tlacolula. Mit einem Mietwagen natürlich keine Sache – einfach und bequem.

Wenn du mit dem öffentlichen Verkehrsmittel reist, empfehlen wir dir in Tlacolula auszusteigen und von dort ein Taxi zu nehmen. Beachte dabei, dass diese oftmals als Sammeltaxis dienen. Es können also noch andere Personen zusteigen, die in die gleiche Richtung reisen möchten.

Noch spaßiger sind die Moto-Taxis, ein dreirädriges, meist offenes Gefährt. Die Fahrt dauert ca. 10–15 Minuten. Der Preis ist Verhandlungssache, auch abhängig davon, ob der Fahrer dort auf dich warten soll.

Wir empfehlen dir einen Fahrer für die Hin- und Rückfahrt anzuheuern. Man weiß nie, ob sonst ein freies (Moto-) Taxi bei den Ruinen verfügbar ist.

Falls du Tlacolula nicht unbedingt besichtigen möchtest, kannst du mit dem Bus auch noch ca. 3 Kilometer weiterfahren und lässt dich bei der Abzweigung von Yagul absetzen. Von dort sind es ca. 1.5 km zu Fuß bis zu den Ruinen, also gut machbar. Manchmal warten auch geschäftstüchtige Fahrer bei der Abzweigung und bieten ihren Service an.

Entstehung und Geschichte

Die Kultstätte der Zapoteken liegt in einer von Kakteen bewachsenen, malerischen Landschaft.Die Anfänge der Siedlung reichen bis ins Jahr 500 v. Chr. zurück. Damals war die Region bereits Teil eines kulturell hochentwickelten Tals, in dem Städte wie Monte Albán (das spätere Zentrum der Zapoteken) entstanden. Yagul war in dieser Zeit eine kleine, aber strategisch günstig gelegene Siedlung.

Nach dem Niedergang von Monte Albán um 750 n. Chr. stieg Yagul zu einem bedeutenden Machtzentrum des Valle Central von Oaxaca auf. Öffentliche und zeremonielle Gebäude, wie Tempel, Paläste, Verwaltungsbauten wurden erweitert und vergrößert. Die Stadt verfügte über eine Vielzahl an religiösen Strukturen, Altären und Symbolen, die die enge Verbindung von Macht und Glaube zeigen. Dank der privilegierten Lagen auf einem Hügel und durch die Errichtung von starken Mauern, stieg auch die militärische Bedeutung. Yagual gilt als eine der bestgesicherten Städte ihrer Zeit in der Region Oaxaca.

Die Stadt erlebte ihre Blütezeit in der klassischen und postklassischen Periode der mesoamerikanischen Geschichte. Gegen Ende der Postklassik (ca. 1200–1500 n. Chr.) wurde Yagul allmählich verlassen. Mögliche Ursachen sind eine regionale Machtverschiebung, beispielsweise gewann die benachbarte Stadt Mitla an Einfluss. Oder auch interne Konflikte zwischen den Machthabern und der lokalen Bevölkerung.

Bei der Ankunft der Spanier war die Region in viele kleine Einheiten zersplittert und wenig widerstandsfähig. Yagul wurde ganz aufgegeben und nicht weiter besiedelt. Die indigene Bevölkerung zog ins moderne Dorf Tlacolula, wo ihre Nachkommen noch heute leben.

Ballspielplatz Juego de Pelota in Yagul
Ballspielplatz „Juego de Pelota“ im Herzen von Yagul.

Wichtigste Gebäude und Strukturen

Die meisten heute sichtbaren Bauten stammen aus einer späteren Bauetappe, kurz bevor die Spanier in Mexiko auftauchten.

Der zentraler Platz (Plaza Principal) ist eine offene Fläche im Herzen der Anlage. Er ist umgeben von Tempeln, Wohnstrukturen und dem Ballspielplatz. Hier spielten sich politische Versammlungen ab, Rituale wurden abgehalten und Märkte veranstaltet.

Es gibt mehrere Wohnkomplexe aus kleineren Räumen und Höfen, meist mit Blick zur Plaza oder zum zentralen Bereich. Einige haben niedrige Treppen, die zu erhöhten Plattformen führen. Deutlich sichtbar sind auch Grundmauern, Steinpflasterungen und Kanäle, die das ausgeklügelte Wassermanagement zeigen.

Der »Palacio de los Seis Patios« nimmt den Hauptteil der Anlage ein, ein Komplex von sechs aneinander liegenden Höfen, die den Eindruck eines Labyrinths erwecken. Die nun gelblichen Wände waren ursprünglich verputzt und rot gestrichen. Der Palast war vermutlich der Sitz der Oberschicht oder Herrscherfamilien.

Palast von Yagul
Palacio de los Seis Patios, der Palast mit den 6 Innenhöfen.

Über die Anlage verstreut findest du in den Boden eingelassene Gräber, meist rechteckig, mit steinernen Treppen. Einige dieser Gräber waren reich geschmückt und wurden für rituelle Bestattungen genutzt. Auch kleine Nischen in den Mauern – möglicherweise für Opfergaben oder Idole – sind sichtbar.

Auf der untersten Ebene befindet sich der »Patio de la Triple Tumba« (Patio des dreifachen Grabes), eine der beeindruckendsten Strukturen in Yagul und ein bedeutendes Beispiel für die Verbindung von Wohnarchitektur und rituellen Bestattungen.

Er besteht aus einem rechteckigen Innenhof, umgeben von mehreren Räumen und einem zentralen Zugang zu drei unterirdischen Grabkammern. Diese Gräber sind sorgfältig aus Stein gebaut und über eine gemeinsame Treppe erreichbar. Vermutlich wurden hier Mitglieder der herrschenden Elite beigesetzt – die aufwendige Gestaltung und zentrale Lage deuten auf eine rituelle und politische Bedeutung hin.

Auffällig ist auch die geometrische Präzision der Anlage: Der Patio ist symmetrisch aufgebaut, und die Gräber waren einst mit Platten verschlossen. Einige Wände tragen Reste von roten Farbpigmenten, was auf rituelle Bemalung oder Wanddekoration hinweist.

Der sehenswerte Ballspielplatz ist der größte in der Region Oaxaca und der zweitgrößte Mittelamerikas, übertroffen nur von demjenigen von Chichén Itzá in Yucatán. Das Spielfeld befindet sich zwischen zwei langgezogenen Mauern. Gespielt wurde mit einem schweren Gummiball, der mit Hüfte, Ellbogen oder Oberschenkeln geschlagen wurde, also ohne Hände oder Füße. Es hatte religiöse Bedeutung und stand oft symbolisch für den Kampf zwischen Leben und Tod oder Sonne und Unterwelt. Mancherorts endeten Spiele mit rituellen Menschenopfern, was die Verbindung zur Mythologie und Machtstruktur der Zeit zeigt.

Die Anlage von Yagul wird von einer auf dem Hügelzug gelegenen Verteidigungsanlage (Fortaleza) überragt. Hier befanden sich früher Mauern und Wachposten, kombiniert mit dem natürlichen Schutz durch die steilen Klippen. Die kurze Wanderung den felsigen Hügel hoch lohnt sich jedenfalls. Die Aussicht über die Überbleibsel von Yagul und das Tal von Oaxaca ist wunderbar.

Besucherinformationen Yagul

Die gesamte Anlage kannst du zu Fuß erkunden, Pfade führen zu den herausragenden Gebäuden, Strukturen und bis zur Festung hoch. Einige Informationstafeln geben Hintergrundwissen zur archäologischen Ausgrabungsstätte, doch leider nur auf Spanisch.

Neben den touristisch stark vermarkten und viel besuchten archäologischen Stätte von Monte Albán und den Ruinen von Mitla, geht es bei Yagul sehr viel ruhiger zu und her. Gut möglich, dass du die ganze Anlage nur für dich hast – ein fantastisches Feeling.