Geschichte des Kakaos und der Schokolade
Mexiko ist zusammen mit dem Amazonasgebiet das Ursprungsland des Kakao und somit der Geschichte der Schokolade. Kakaobohnen wurden schon von den Ureinwohnern Mexikos, den Mayas und Azteken, kultiviert und zu einem Schokoladengetränk, dem Kakao, verarbeitet. Der Stellenwert des Kakaobohnen war so hoch, dass sie sogar als Zahlungsmittel verwendet wurden. Von kakawa zu cacao und zu Kakao – und von xocolatl zu Schokolade. Wir zeigen dir die Geschichte der faszinierenden Kakaopflanze, von der früheren spirituellen Bedeutung bis zum Kakaogetränk und Schokolade wie wir sie heute kennen.
Woher stammt der Kakao?
Die wildwachsende Kakaopflanze (Theobroma cacao) stammt ursprünglich aus dem Amazonasgebiet im nördlichen Südamerika (heutiges Ecuador und Kolumbien) und aus Mittelamerika, insbesondere aus dem Gebiet des heutigen Mexiko, Guatemala und Honduras. Dabei gilt Mexiko als kulturelle Heimat der Schokolade, auch wenn die Pflanze botanisch weiter verbreitet ist.

Kakao bei den Olmeken, Maya und Azteken
In Mexiko nimmt die Geschichte des Kakao und der Schokolade ihren Ursprung. Schon 1500 v. Chr. hat das Volk der Olmeken im Tiefland an der mexikanischen Golfküste die Kakaopflanze kultiviert und genutzt. Archäologische Funde (z. B. Rückstände in Keramikgefäßen) deuten darauf hin, dass sie Kakaobohnen fermentierten und vermutlich ein frühes Kakaogetränk zubereiteten. Die zerstoßenen Bohnen wurden mit Wasser ohne Süßstoffe als bitteres Getränk zubereitet.
Später übernahm das Volk der Maya auf der Yucatán Halbinsel diese Tradition. Sie bezeichneten sowohl die Kakaofrucht also auch das Getränk als »kakawa« oder auch »kakaw«. Daraus leiteten die spanischen Konquistadoren das Wort »cacao« ab.
In der Mythologie der Maya war Kakao ein Geschenk der Götter. Er wurde bei Zeremonien wie Hochzeiten, religiösen Ritualen und Opfergaben verwendet, meist als schaumiges Getränk, das mit Chili, Vanille oder Maismehl gewürzt wurde. Es galt als Heilmittel gegen Durchfall und gegen Erschöpfung, ähnlich einem Energydrink. Kakaoäl kamen in Salben und Umschlägen zur Wundheilung zum Einsatz. Doch Kakao war ein Luxusprodukt, das vor allem der Elite vorbehalten war.
Im 14.–16. Jahrhundert drangen die Azteken ins mexikanische Hochland ein, dort wo sich heute die Hauptstadt Mexikos befindet. Sie übernahmen den Kakao-Kult der Maya und gaben dem Getränk den Namen »xocolatl«, was in der Sprache der Azteken (Nahuatl) frei übersetzt »bitteres Wasser« bedeutet. Das Kakaogetränk war ungesüßt, wurde mit Chili und Gewürzen angereichert und dann kalt getrunken. Für die Azteken war xocolatl das Getränk der Götter. Es war Ausdruck von Reichtum und Autorität, nur wohlhabende Schichten mit Adel, Priester und Krieger durften Kakao regelmäßig konsumieren.

Mexikos braunes Gold – Kakaobohnen als Zahlungsmittel
Kakao war in den Zeiten der Maya und Azteken mehr als ein Lebensmittel, es war Symbol göttlicher Kraft, soziales Statussymbol und ökonomisches Gut zugleich. Kakaobohnen galten als Mexikos braunes Gold und wurden damals im gesamten mesoamerikanischen Raum als Zahlungsmittel verwendet. Es hatte ein stabiles Wertsystem, vergleichbar mit Münzen oder Naturalgeld in anderen frühen Kulturen.
Die Azteken betrieben einen regen Handel mit den Früchten der Pflanze und ganze Regionen wurden wegen den Anbaugebieten von cacao erobert und eingenommen. Auf dem Hauptmarkt in der aztekischen Hauptstadt Tenochtitlán wurden Kakaobohnen in großen Mengen gehandelt. Kaufleute und Händler tauschten Kakaobohnen gegen Güter des täglichen Lebens. Beispielsweise gab es für 3 Kakaobohnen eine Avocado, für 30 Bohnen ein Kaninchen und für 100 Bohnen einen Truthahn.

Bittersüße Verführung
Mit der spanischen Eroberung Mexikos im 16. Jahrhundert begann ein Wandel in der Bedeutung des Kakaos. Während er bei den Maya und Azteken als heilige Pflanze, rituelles Getränk und Zahlungsmittel galt, wurde er durch die Spanier zur Kolonialware.
Die Konquistadoren brachten Kakaobohnen nach Europa, wo das bittere Getränk zunächst keinen Gefallen fand. Erst durch die Zugabe von Zucker, Zimt und Milch wurde das Getränk dem europäischen Gaumen angepasst. Damit wurde der Kakao salonfähig, zunächst als exklusives Genussmittel der Oberschicht, später auch in Schokoladenhäusern des Bürgertums.

Von Mexiko in die Welt
Im Laufe des 17. und 18. Jahrhunderts verlagerte sich der Anbau zunehmend aus Mexiko in andere Kolonialgebiete, darunter Ecuador, Brasilien und später auch Westafrika. Diese Expansion war eng mit der Ausbreitung der Plantagenwirtschaft verbunden, oft unter Einsatz von Zwangsarbeit und Versklavung. Der Kakao wurde nun Teil eines globalen Handelsnetzes, das ihn endgültig vom religiösen Symbol zur kolonialen Handelsware transformierte.
Heute ist Mexiko nur noch ein vergleichsweise kleiner Produzent von Kakao. Die weltweit größten Produktionsländer liegen in Westafrika. Dabei hält die Elfenbeinküste rund 40 % des Welthandels, gefolgt von Ghana mit 15–20 %. In Lateinamerika sind Ecuador, Brasilien und Peru führend beim Anbau.

Kakao und Schokolade in Mexiko
Die Kakaopflanze
- Wuchshöhe: In freier Natur 10–15 m hoch, im Anbau meist auf 4–6 Meter zurückgeschnitten (zur besseren Ernte)
- Blätter: Groß, länglich, glänzend dunkelgrün, bis zu 30 cm lang
- Blüten: Kleine, rosa-weiße Blüten, die direkt am Stamm oder an dicken Ästen wachsen
- Früchte (Kakaoschoten): Oval bis länglich, 15–25 cm lang, bis zu 1 kg schwer, unterschiedliche Farben je nach Sorte: grün, gelb, orange, rot oder violett, jede Frucht enthält 30–50 Samen (Kakaobohnen)
Die Pflanze ist empfindlich gegenüber direkter Sonne, Trockenheit und Krankheiten, was den Anbau anspruchsvoll macht. Kakaobäume tragen ganzjährig Blüten und Früchte gleichzeitig. Bestäubung erfolgt fast ausschließlich durch winzige Fliegen, Bienen sind zu groß.

Anbaugebiete in Mexiko
In Mexiko wird die Kakaopflanze heute vor allem im südlichen Teil des Landes angebaut, in warmen und feuchten Regionen mit tropischem Klima. Das mit Abstand größte Anbaugebiet liegt im Bundesstaat Tabasco. Hier erfolgt 60 % der nationalen Produktion. Es folgt der Bundesstaat Chiapas, wo nahe der guatemaltekischen Grenze die Kakaopflanze wunderbar gedeiht, auch hochwertige Sorten. Weitere kleinere Anbaugebiete findet man in Oaxaca, Veracruz, Guerrero und Yucatán.
Die Flächen sind meist bescheiden, dafür wird vermehrt auf biologischen oder naturnahen Anbau gesetzt. Man möchte auf Qualität statt Masse fokussieren. Die mexikanische Regierung unterstützt die Wiederbelebung des Kakao-Anbaus durch gezieltes Investment und Förderung von Kleinbauern.

Kakao in der mexikanischen Küche und Getränken
In Mexiko spielt die Verwendung von Kakao in der lokalen Küche und in Getränken seit jeher eine wichtige Rolle.
- Chocolate caliente (heisse Schokolade): Mit Wasser oder Milch zubereitet, oft mit »tabletas de chocolate« aus lokalen Manufakturen. Traditionell wird das Getränk mit einem hölzernen Schaumschläger (molinillo) aufgeschäumt.
- Champurado: Dickflüssiger Kakaodrink zubereitet mit Maismehl und Zimt, wird oft zum Frühstück oder an Feiertagen wie Dia de los Muertos konsumiert.
- Pozol: Dieses Maisgetränk mit Kakao ist in Chiapas und Tabasco beliebt, es wird kalt getrunken und soll sehr nahrhaft sein.
- Mole: Eine herzhafte Soße mit Kakao, die bekanntesten Varianten sind Mole poblano aus der Region von Puebla und die Mole negro aus Oaxaca. Diese komplexe, würzige Salsa wird aus Chili, Nüssen, Gewürzen und etwas Kakao oder Schokolade hergestellt. Der Kakao bringt dabei einen leicht bitteren Geschmack und nicht etwa süß. Die Mole schmeckt am besten zu Huhn oder über den Enchiladas.
Dazu lieben die Mexikaner Süßspeisen und Desserts mit Schokolade wie Pan de Chocolate, Kakaokekse, Flan de Cacao, Schokoladeneis und viele mehr.

Kakao und der Tourismus
Oaxaca: Heiße Schokolade und Mole negro
Oaxaca gehört zwar nicht zu den wichtigen Anbaugebieten von Kakao, doch weist der Bundesstaat tiefe indigene Wurzeln auf und Kakao hat seit Jahrhunderten eine spirituelle und soziale Bedeutung. In Oaxaca ist es alltäglich, morgens oder abends heiße Schokolade zu trinken – meist mit Wasser, nicht Milch, und in Begleitung von Pan de Yema (Hefebrot).
Diese Beliebtheit des ehemaligen »Getränk der mexikanischen Götter« spiegelt sich im Angebot an traditionellen Cafés wider, wo du die aufgeschäumte mexikanische Schokolade verkosten kannst. In Oaxaca-Stadt solltest du unbedingt entlang der Calle Mina spazieren, wo sich einige wichtige Läden befinden. Hier kannst du zusehen, wie Kakaobohnen geröstet und gemahlen werden. Einige bieten sogar Workshops und Kurse an, wo du tatkräftig mithelfen kannst und viel Wissenswertes über den Kakao erfährst.
Bei deinem Aufenthalt in Oaxaca vergiss keinesfalls die typische Mole negro zu probieren. Sie besteht aus über 30 Zutaten, darunter verschiedene Chilisorten, Gewürze, Nüsse und dunkler Kakao, der der Soße ihre tiefe Farbe und ihren leicht bitteren Geschmack verleiht. Die Zubereitung ist aufwendig und dauert oft mehrere Stunden, da alle Zutaten geröstet, gemahlen und sorgfältig kombiniert werden. Mole negro wird traditionell zu Huhn oder Truthahn serviert. Ganz viele Restaurants im historischen Stadtzentrum führen Mole negro auf der Speisekarte.

Choco-Story Schokoladenmuseum bei Uxmal
Wenn du die beeindruckenden Ruinen von Uxmal im Bundesstaat Yucatán besuchst, solltest du dir unbedingt einen Abstecher zu Choco-Story Uxmal gönnen. Dieses einzigartige Schokoladenmuseum verbindet auf spielerische und informative Weise die faszinierende Geschichte des Kakaos mit der lebendigen Kultur der Maya.
Choco-Story ist kein klassisches Museum. Die Ausstellung ist in traditionellen Gebäuden im Stil der Maya-Architektur untergebracht und befindet sich in einer wunderschönen, weitläufigen Parkanlage mit tropischer Vegetation. Dieser atmosphärische Rahmen lädt zum Entdecken und Verweilen ein und schafft eine authentische Verbindung zwischen Natur, Geschichte und Kultur. Beim Schlendern durch die gepflegten Wege kannst du auch Kakaopflanzen bewundern.
In den Maya-Hütten erzählen spannende Ausstellungen von der Bedeutung des Kakaos in der antiken Welt und der heutigen Schokoladenherstellung. Besonders sehenswert sind die traditionellen Kakao-Zeremonien und die Live-Demonstrationen, bei denen du sehen kannst, wie aus rohen Kakaobohnen köstliche Schokolade entsteht. Selbstverständlich darfst du das »Getränk der Götter« auch verkosten. Probiere unbedingt die bittere Originalversion, so wie die Maya ihren kakaw und die Azteken ihren xocolatl genossen haben.
