Reise im südlichen Mexiko

Die archäologische Stätte von Calakmul liegt im gleichnamigen Biosphären Naturschutzgebiet im Bundesstaat Campeche, auf der Yucatán Halbinsel. Calakmul war eine der bedeutendsten Städte der Maya-Zivilisation. Reisebericht von Hanspeter Walliser.

Calakmul ist eine Ausgrabungsstätte im Süden des mexikanischen Bundesstaates Campeche und nördlich von Guatemala, weit ab der Zivilisation. Dort haben die Mayas eine der bedeutendsten Städte gebaut, nur vergleichbar mit Tikal und El Mirador. Aber Calakmul ist noch weit mehr: Das Biosphären Naturschutzgebiet Calakmul ist mit seinen mehr als 7200 km2 Fläche das zweitgrößte Naturreservat der Welt, gleich nach dem Amazonas Gebiet. Hier leben 86 verschiedene Säugetierarten, darunter 5 von 6 Wildkatzen, welche es in Mexiko gibt. Und natürlich auch das heilige Tier der Mayas: der Jaguar! Na, Lust bekommen uns zu begleiten? Vamos!

Nach einer knapp 5-stündigen Fahrt erreichen wir die Dschungel Lodge Puerta Calakmul, welche am Eingang des Calakmul Nationalparks liegt. Mitten im Regenwald stehen aus lokalen Materialen gefertigte Bungalows, gemütlich eingerichtet, jeder mit Terrasse und Hängematte, damit man sich in den Schlaf schaukeln kann.

Maya Ruinen im Urwald von Yucatán
Maya Ruinen von Calakmul im Urwald von Campeche.

Vulkan der Fledermäuse

Aber vorher erwartet uns noch ein Naturspektakel besonderer Klasse. In der Nähe der Lodge befindet sich der »Vulkan der Fledermäuse«, eine über 50 m tiefe Höhle und Heimat von sieben verschiedenen Fledermausarten.

Beim Parkplatz müssen sich alle Besucher registrieren lassen und nach einer kurzen Dschungelwanderung erreichen wir den Schlund der Höhle. Langsam bricht die Dunkelheit ein, es wird immer stiller und die Spannung steigt. Dann plötzlich ist es soweit. Wie auf ein stilles Kommando steigen Tausende von Fledermäusen aus der Höhle auf und bilden eine immer höher werdende Säule. Unheimlich das Geräusch von Tausenden von flatternden Flügeln, welche aus diesem schwarzen Loch in den dunklen Nachthimmel aufsteigen.

Über 3 Millionen dieser Biester sollen in dieser Höhle leben und tagtäglich zum Sonnenuntergang kann man dieses unglaubliche Spektakel miterleben, welches ca. 2 Stunden dauert, bis alle Vampire auf Futtersuche sind. Zurück in der Lodge erwartet uns ein leckeres Abendessen, bevor wir uns in unsere Hütte zurückziehen.

Auf in den Calakmul Nationalpark

Früh morgens weckt uns ein Vogelkonzert und es ist angenehm kühl im Dschungel. Auf dem Weg zum Restaurant fühlen wir uns beobachtet und tatsächlich begleiten uns neugierige schwarze Kerle in den Baumwipfeln: Brüllaffen beim Frühstück!

Um 8.00 Uhr holt uns Jacobo ab, ein lokaler Guide, welcher uns heute begleiten wird. Am Eingang zum Calakmul Nationalpark bezahlen wir den Eintritt von $150 Pesos pro Person (ca. USD 7.50) und fahren auf einer zweispurigen asphaltierten Straße hinein in den Regenwald. Nach etwa 30 km erreichen wir das Besucherzentrum, wo unser Mietauto registriert wird, bevor wir auf einer jetzt nur noch einspurigen schmalen Straße weiter in den Dschungel eindringen.

Hier sind nur noch 30 km/h erlaubt zum Schutze der Tierwelt und tatsächlich stolziert schon bald ein bunter Vogel auf der Straße, genauer gesagt ein Pfauentruthahn mit seinem rot, grün, blau und violetten Gefieder. Jacobo erzählt uns von vielen Begegnungen mit Wildtieren, von Tapiren über Füchse bis zum scheuen Jaguar!

Die Straße wird immer schmaler, die Vegetation dichter, bis wir endlich Calakmul erreichen. Hier müssen wir nochmals $80 Pesos pro Person bezahlen für den Unterhalt der Ausgrabungsstätte. Endlich wandern wir auf verschlungenen Dschungelpfaden zur tief im Regenwald versteckten heiligen Stätte der Mayas.

Treppe zum Maya-Tempel
Von der Zeit verwitterte Stelen vor der Maya-Pyramide.

Archäologische Stätte von Calakmul

Calakmul erstreckte sich auf einer Fläche von ca. 30 km2. Forscher haben insgesamt mehr als 5000 Gebäude ausgemacht, darunter über 100 Kolossalbauten. Dominierend sind hier vor allem die Pyramiden I und II, letztere mit einer Höhe von gegen 45 Metern. Der Großteil von Calakmul ist jedoch bisher weder ausgegraben noch eingehender erforscht worden. Über die damalige Einwohnerzahl lassen sich nur Spekulationen anstellen, man geht von rund 50’000 Menschen aus, die im Stadtkern lebten.

Beeindruckend die gewaltigen Ausmaße der Hauptpyramide, Struktur II genannt, mit 120 m Seitenlänge und 45 m Höhe ist sie eines der größten, je von der Zivilisation der Maya erbauten Gebäuden. Im Innern dieses massiven Baudenkmals hat man faszinierende Stuckfriese und Königsgräber gefunden. Für den anstrengenden Aufstieg wird man von dessen oberster Plattform mit einem unvergesslichen Ausblick über schier endlosen Urwald entlohnt.

Historische Stelen

Weiter vorbei an Residenz- und administrativen Gebäuden zur Pyramide Struktur I, welche noch höher zu sein scheint als die Hauptpyramide. Auf dem Vorplatz stehen von der Zeit verwitterte Stelen, aufrechte Steine, auf einigen kann man noch einst mächtige Könige erkennen mit ihrem Kopfschmuck aus Quetzalfedern sowie in Stein gehauene Texte in Glyphensprache.

Langsam spüren wir die Hitze des heißen Mai Tages, aber das hält uns nicht ab, auch diese knapp 50 m hohe Pyramide zu besteigen. Ganz oben hat man einen sensationellen Rundblick bis tief hinein nach Guatemala. Jacobo zeigt auf eine Erhebung im endlosen grünen Urwald, wo sich die Maya-Stätte El Mirador befinden soll, Luftlinie nur 38 km entfernt, aber dorthin führt keine Straße.

Auf dem Weg zurück zum Parkplatz entdecken wir Spinnenaffen, Tukane und bunte Mot Mot Vögel. Man fühlt sich wie im Garten Eden. Calakmul beeindruckt mit einer spektakulären Lage mitten im Regenwald, abseits jeglicher Zivilisation. So abgeschieden der Ort heute liegt, so bedeutend war es zur Zeit der Mayas. Calakmul galt als eine der wichtigsten und größten Maya-Städte.

Oben auf den Strukturen ergibt sich ein faszinierender Weitblick.

Bauprojekt Tren Maya

Doch wie lange wird dieser Dornröschenschlaf noch andauern? Die aktuelle Regierung plant eine Schnellbahn, den Tren Maya, der die ganze Yucatán Halbinsel umrunden soll und die arbeiten gehen flott voran. Geplant ist auch eine Bahnstation im Ort Xpujil, welcher nur 50 km vom Calakmul National Park entfernt ist.

Reisebericht und Reisefotos mit bestem Dank an Hanspeter Walliser.


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