Mexikanische Wirtschaft

Land und Leute

Wirtschaftssektoren, Konzerne, Exporte

Mexiko ist nach Brasilien die zweitgrößte Wirtschaftsmacht in Lateinamerika und ein wichtiger globaler Handelspartner. Das Land besitzt ein beträchtliches Erdölvorkommen, gefördert und vermarktet vom staatlichen Konzern Pemex (Petróleos Mexicanos). Rund ein Drittel aller Beschäftigten ist in der Industrie tätig, hauptsächlich in der Automobilbranche und dem Maschinenbau. Ebenfalls zu den Haupteinnahmequellen zählt der Tourismus. Bei den Exportgütern ist die Getränkebranche ein gewichtiger Player mit Tequila und Bier. Obendrein ist Mexiko der weltweit größte Produzent von Avocados.

Mit fast 130 Millionen Einwohnern, sowie reichlich vorhandenen natürlichen Ressourcen, gehört Mexiko zu den 15 größten Volkswirtschaften der Welt und bildet zusammen mit Brasilien den Wirtschaftsmotor Lateinamerikas. Gleichzeitig ist Mexiko jedoch ein Entwicklungsland mit einer sehr unausgewogenen Einkommensverteilung, mit einem immer größer werdenden Graben zwischen der ärmeren Bevölkerungsschicht und der privilegierten Mittel- und Oberklasse. Der wichtigste Handelspartner ist mit beträchtlichem Abstand die USA, gefolgt von China, Japan, Kanada und Deutschland.

In Mexiko gibt es etliche grosse Unternehmen, die national wie auch international eine wichtige Rolle einnehmen, wie das Telekommunikationsunternehmen Telmex, die Bierbrauerei Modelo, der Zementkonzern Cemex, das Handelsunternehmen und Getränkehersteller FEMSA, das Medienunternehmen Televisa, der Lebensmittelproduzent Bimbo und viele mehr.

Soziale Medien

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Fokusthema: Wirtschaft

Wirtschaftliche Hintergrundinformationen

Nordamerikanisches Freihandelsabkommen

1994 wurde das Nordamerikanische Freihandelsabkommen zwischen Mexiko, Kanada und den USA abgeschlossen: North American Free Trade Agreement (NAFTA) oder auf Spanisch: Tratado de Libre Comercio de América del Norte (TLCAN).

2019 folgten neue Verhandlungen zwischen den Businesspartnern und sie unterzeichneten das Nachfolge-Abkommen mit dem sperrigen Namen United States Mexico Canada Agreement (USMCA).

Der Handel mit den beiden Partnerländern ist die tragende Säule der mexikanischen Wirtschaft. 80% der Exporte landen in den USA und etwa 50% aller Importwaren bezieht Mexiko aus dem nördlichen Nachbarland.

Arbeitslosigkeit, informelle Wirtschaft und Schattenwirtschaft

Nach Angaben des Nationalen Instituts für Statistik und Geographie (INEGI) betrug die Arbeitslosigkeit im Frühjahr 2022 rund 4% der erwerbstätigen Bevölkerung. Doch das heißt jedoch noch lange nicht, dass alle anderen Mexikaner einer geregelten Arbeit nachgehen. Schätzungsweise die Hälfte ist in der informellen Wirtschaft tätig. Dazu gehören jene wirtschaftlichen Aktivitäten, die nicht staatlich registriert und kontrolliert sind, wie Straßenverkäufer, Straßenmusiker, Heimarbeiter, Schuhputzer, Türsteher, Nachtwächter, Feuerspucker und viele mehr.

Nur wenige von ihnen verdienen genug. Sie zahlen jedoch keine Steuern und verfügen demzufolge über keinen staatlichen Schutz, medizinische Versorgung, Rentenzahlung oder Sozialleistungen.

Zur Schattenwirtschaft gehören auch illegale und kriminelle Aktivitäten, welche oft lukrativer sind, als eine reguläre Arbeitsstelle anzunehmen. Straßengangs und Drogenkartelle sind das Auffangbecken für viele Jugendliche auf der Suche nach Einkommen und Status.

Mexikanische maquiladoras

Im Norden Mexikos, im Grenzgebiet zu den USA, haben sich Tausende von Produktionsstätten angesiedelt, so genannte maquiladoras. Auf der amerikanischen Seite werden kapitalintensive Bestandteile produziert und danach in den mexikanischen maquiladoras zu deutlich tieferen Lohnkosten weiterverarbeitet. Nach den arbeitsintensiven Fertigungsschritten werden die Konsumgüter wieder in die USA verfrachtet. Durch den Status als Freihandelszone, wird die Ein- und Ausfuhr der Produkte erleichtert. Weitere Vorteile für die Unternehmen sind die laxen Umweltauflagen der mexikanischen Behörden, da wird lieber weggeschaut, um noch mehr Arbeitsplätze zu schaffen. Insbesondere Unternehmen der Automobil-, Elektronik- und Textilindustrie nutzen die maquiladoras.

Die ganze Situation rund um die maquiladoras wird einerseits als Erfolgsgeschichte gewertet, dank der Schaffung von Hunderttausenden von Arbeitsplätzen, andererseits auch als moderne Sklaverei bezeichnet. Die Mindestlöhne reichen oft nur knapp zum Überleben. Die Belegschaft leidet unter schlechten Arbeitsbedingungen und langen Schichten. Die Fluktuationsrate ist hoch, je nach wirtschaftlichen Perspektiven schliessen die Fabriken auch plötzlich wieder und Zehntausende werden ohne soziale Absicherung im Stich gelassen.

Schwächen der mexikanischen Wirtschaft

  • starke Abhängigkeit von der US-Wirtschaft
  • hohe Korruptionsrate und Vetternwirtschaft
  • strukturelle Probleme, aufgeblähte und ineffizient arbeitende Bürokratie
  • Schwächen in den Bereichen Verkehr, Gesundheit und Bildung
  • schmale Steuerbasis mit bescheidenen Steuereinnahmen
  • steigende Kriminalität im Zusammenhang mit Drogenkartellen
  • Ölsektor und PEMEX durch jahrelange Misswirtschaft und fehlenden Investitionen geschwächt
  • hohe Einkommensunterschiede, die durch den Mangel an sozialer Sicherheit noch größer werden

Wirtschaftssektoren in Mexiko

Die Zuteilung der werktätigen Bevölkerung zu den unterschiedlichen Wirtschaftszweigen variieren je nach Quelle. Zusammenfassend und gerundet sind etwas weniger als zwei Drittel der Arbeitnehmer im Dienstleistungssektor tätig, annähernd ein Drittel in der Industrie (hauptsächlich Maschinenbau, Fahrzeugproduktion) und ein kleiner Prozentsatz arbeitet in der Landwirtschaft und Bergbau. Die Haupteinnahmequellen sind Erdöl und Tourismus. Ein wirtschaftlicher Posten, der nicht in der offiziellen Statistik auftaucht, ist die Produktion und der Handel mit illegalen Substanzen. Schätzungen zufolge werden im Drogenbusiness 15-50 Milliarden US-Dollar umgesetzt.

Tourismus

Ein wichtiger Devisenbringer für Mexiko ist der Tourismus. Reiseziele am Karibischen Meer und Strandresorts am Pazifischen Ozean erfreuen sich einer grossen Beliebtheit. Rundreisen zu archäologischen Sehenswürdigkeiten und den kolonialen Schätzen, sowie Aktivreisen und Kreuzfahrten ziehen gleichfalls eine staatliche Zahl an Reisenden an. Ein Grossteil der Touristen kommt aus den USA und Kanada, gefolgt von europäischen Besuchern. Mehr als 6 Millionen Mexikaner leben direkt oder indirekt vom Fremdenverkehr.

Tourismus in Tulum an der Karibikküste von Mexiko
Der Tourismus ist eine wichtige Einnahmequelle.

Erdöl

Die Erdöl-Wirtschaft ist neben dem Tourismus eine der wichtigsten Einnahmequellen des mexikanischen Staates. Pemex (Petróleos Mexicanos) ist die staatliche Erdölgesellschaft, welche als Monopol lange Zeit die ganze Industrie sowie den Vertrieb an den Tankstellen kontrollierte. Zwischenzeitlich ist der Markt teilweise liberalisiert und private in- und ausländische Mitbewerber sind in Mexiko aktiv.

Bohrinsel und Erdöl-Plattform im Golf von Mexiko
Gewinnung von Erdöl im Golf von Mexiko.

Tequila

Tequila ist als mexikanisches Nationalgetränk weltweit bekannt und ein wahrer Exportschlager. Der Trend geht weg vom billigen Partydrink zu hochklassigen und einzigartigen Tequila-Brands. Der Durst ist gross, der prognostizierte Wachstum für die nächsten Jahre ist enorm, das wirtschaftliche Potenzial als Exportgut noch lange nicht ausgeschöpft. In der Branche sind direkt oder indirekt rund 300’000 Menschen beschäftigt, ein beträchtlicher Teil davon im Bundesstaat Jalisco, wo riesige Anbauflächen existieren und die meisten Destillerien beheimatet sind.

Tequila Jose Cuervo Especial
Tequila ist ein wichtiges Exportgut für Mexiko.

Bier

Zwei dominante Konzerne beherrschen den mexikanischen Biermarkt mit gegen 90% Marktanteil. Cerveceria Modelo gehört zum Anheuser-Busch InBev Konzern und produziert unter anderem die Marke Corona, das meist verkaufte mexikanische Bier des Planeten. Die Cerveceria Cuauhtémoc Moctezuma wird durch den Heineken Konzern kontrolliert, bei welchem das mexikanische Unternehmen FEMSA (Fomento Económico Mexicano SA) ein bedeutender Anteilsnehmer ist. Die wichtigsten Marken sind Cerveza Sol, Bohemia, Tecate und Indio. Mexikanisches Bier wird in 180 Länder konsumiert und hat sich zu einem finanziell einträglichen Standbein der mexikanischen Wirtschaft entwickelt.

Mexikanisches Bier in Bar in München
Mexikanische Biermarken sind weltweit beliebt.

Landwirtschaft

Die Anbaumethoden der Landwirtschaft sind oft nicht mehr zeitgemäß und konkurrenzfähig. Deshalb müssen etliche Grundnahrungsmittel eingeführt werden, sogar der für die mexikanische Küche so wichtige Mais oder Bohnen. Wasserknappheit mit Dürreperioden verschlimmern die Lage.

Die wichtigsten landwirtschaftlichen Exportgüter sind Obst (z.B. Avocados), Gemüse (insbesondere Tomaten), Kaffee und Kakao. Mit mehr als 9000 km Küste könnte Mexiko eine der führenden Fischfangnationen der Welt sein. Fischreiche Gewässer gibt es vor allem rund um die Halbinsel Baja California. Doch das Potenzial wird nicht ausgeschöpft. Am Bruttoinlandprodukt hat die Landwirtschaft einen bescheidenen Anteil von gegenwärtig rund 4% (2022).

Mexikanische Tortillas
Aus Mais werden die Tortillas hergestellt.

Avocados

Mexiko ist weltweit mit Abstand der wichtigste Produzent von Avocados. Jedes Jahr werden rund 2.4 Millionen Tonnen geerntet. Der Bundesstaat Michoacán ist der Leader beim Anbau. Avocados sind aus der mexikanischen Küche nicht wegzudenken. Schon für die Ureinwohner war das vitaminreiche und mineralstoffreiche Superfood ein geschätztes Lebensmittel. Die Avocadocreme Guacamole gehört zu den bekanntesten kulinarischen Spezialitäten Mexikos. Ein traditionelles Rezept beinhaltet außerdem Tomaten, Zwiebeln, Knoblauch und Chiles für die Zubereitung. Guacamole dient als Beilage zu vielen mexikanischen Gerichten oder ist beliebt als Vorspeise mit Tortilla Chips.

Aguacate, Avocado und Guacamole aus Mexiko
Avocados sind sowohl für den mexikanischen Markt wie auch für den Export ein wirtschaftlicher Faktor.

Industrie

Zu den bedeutenden Industriezweigen Mexikos gehören die Automobilbranche, Elektronik- und Computerkomponenten, Stahlproduktion, Textilien, Nahrungsmittel und Brauereien. Wichtige Industriebetriebe befinden sich bei den Metropolregionen Mexiko City, Puebla, Guadalajara, Monterrey, Mérida, Guanajuato, Mexicali und in Ortschaften entlang der US-amerikanischen Grenze, wo auch die maquiladoras angesiedelt sind.

Offroad mit Mietauto in Mexiko
Die Automobilindustrie und all die Zulieferbetriebe schaffen sehr viele Arbeitsplätze.

Mexikanische Konzerne und Unternehmen

Firmen tragen Namen wie Telmex, Pemex, Cemex oder Walmex.. Das »mex« zeigt den starken Bezug zur Heimat und den patriotischen Stolz. Zu den größten und mächtigsten Unternehmen gehören:

  • Pemex: Erdölkonzern und Tankstellennetz, gehört zu den zehn größten Ölgesellschaften weltweit.
  • América Móvil: Mexikanisches Telekommunikationsunternehmen unter den Fittichen von Carlos Slim, einem der reichsten Männer der Welt. Zu den in Mexiko kontrollierten Marken gehören beispielsweise Telmex und Telcel.
  • Televisa: Medienunternehmen mit einer dominanten Reichweite im mexikanischen TV-Markt und fleißiger Produzent von Telenovelas (Seifenopern). Gründer und Mitbesitzer der Fluggesellschaft Volaris und des Fußballteams Club América.
  • Aéromexico: Ist die größte mexikanische Fluggesellschaft mit dem Heimflughafen Benito Juárez in Mexiko City.
  • Femsa: Besitzer der Shop-Kette Oxxo, wichtigster Hersteller des Süßgetränks Coca-Cola in Lateinamerika, Mitbesitzer von Heineken und somit unter anderem auch der mexikanischen Biermarken Sol, Dos Equis und Tecate.
  • Cemex: Einer der weltgrößten Hersteller von Beton und Zement.
  • Grupo Bimbo: Mächtiger Lebensmittelkonzern mit einer schlicht nicht überschaubaren Anzahl an Marken.
  • Walmex: Ein Tochterunternehmen des amerikanischen Konzerns Walmart. Walmex betreibt Verkaufsgeschäfte und Supermärkte unter den Markennamen Bodega Aurrerá, Superama und Sam’s Club.

Lesetipp

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